Im zweiten Teil des Symposiums referierte Prof. Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl, Leiterin des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) und DBU-Kuratoriumsmitglied, über das Thema »Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Gesellschaft – ein Dreiklang?«. Sie gab zunächst einen Überblick über die verschiedenen Anwendungsbereiche, in denen Digitalisierung mittlerweile eine tragende Rolle spielt, und griff anschließend einige wesentlichen Aspekte der Digitalisierung heraus. So verschiebe sich die Grenze zwischen den Sphären »privat« und »öffentlich« immer mehr, da die Datenerfassung inzwischen zum Teil so erfolge, dass sie vom Bürger nicht mehr bemerkt werde. Zentral für eine positive nachhaltige Ausgestaltung der Digitalisierung sei es daher, dass die Politik förderliche dynamische und verlässliche Rahmenbedingungen für die Digitalisierung setze.
Dem Vortrag schloss sich eine Diskussionsrunde an mit Prof. Dr. Rainer Grießhammer, Geschäftsführer Öko-Institut und Umweltpreisträger des Jahres 2010, Prof. Dr. Jorge Groß, Didaktik der Naturwissenschaften an der Uni Bamberg und ehemaliger DBU-Stipendiat, Sarah Nina Seidemann, Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), Prof. Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl und DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann. Moderiert wurde die Runde wiederum von
Klemens Kindermann (DLF).
Sarah Seideman (BDI) berichtete zu Beginn, dass drei von zehn BDI-Mitgliedsunternehmen ihre Kompetenz in puncto Digitalisierung als »hoch« einschätzten. Es gebe aus ihrer Sicht hier aber noch viel Spielraum insbesondere hinsichtlich der Schaffung neuer Geschäftsmodelle. DBU-Generalsekretär Dr. Bottermann ging vor allem auf die Bedeutung automatisierter Nachhaltigkeitsbewertungssysteme ein, wie sie von der DBU unter anderem für die landwirtschaftlichen Bereiche Pflanzenbau und Tierhaltung gefördert wurden. Hauptanliegen dieser Bewertungssysteme sei es, das Verhältnis zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialem in den Blick zu nehmen, betonte Bottermann.
Prof. Dr. Grießhammer bemerkte kritisch, dass die in Zusammenhang mit der Digitalisierung gern zitierte Initiative »Industrie 4.0« häufig gleichbedeutend sei mit Umwelt 0.0. Grießhammer wörtlich: »‚Digital Natives‘ sind sehr oft ‚Environmental Naives‘«. Von massiven Defiziten, was die Digitalisierung an Schulen angeht, sprach Prof. Dr. Jorge Groß. Seinen Angaben zufolge entfällt ein PC-Arbeitsplatz auf 11,5 Schüler. Deutschland sei hier im internationalen Vergleich bei den Schlusslichtern zu finden. Leider finde
seiner Wahrnehmung nach in diesem Umfeld auch kein Engagement seitens der Unternehmen statt.
Alle Vorträge und Diskussionen des Symposiums sind für Interessierte im Originalwortlaut auf dem youtube-Kanal der DBU nachzuverfolgen.