DBU aktuell Nr. 1 | 2020

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Markus Prof. Dr. Große Ophoff © Michael Münch/DBU
Prof. Dr. Markus Große Ophoff

6.) Prof. Dr. Markus Große Ophoff im Interview: „Es gilt, optimistisch zu bleiben“ – Wissenschaftskommunikation in Zeiten der sozialen Medien

Projektergebnisse verbreiten, Impulse geben, Lösungen suchen, als Multiplikator fungieren – all dies gehört zu den Aufgaben der DBU. Allerdings zeigen Analysen, dass sich populistische Thesen häufig schneller, lauter und auch politisch bestimmender verbreiten als differenzierte wissenschaftliche Argumentationen. Wie also kann Wissenschaftskommunikation zu relevanten Umweltthemen in Zeiten von alternativen Fakten und gefühlten Wahrheiten gelingen? Das fragte DBU aktuell Markus Große Ophoff, Professor für Nachhaltigkeitskommunikation an der Hochschule Osnabrück, promovierter Chemiker und fachlicher Leiter des DBU Zentrums für Umweltkommunikation.

DBU aktuell: Früher fand Wissenschaftskommunikation hauptsächlich in Fachartikeln und Magazinen sowie in Radio und Fernsehen statt. Heute debattiert man in den sozialen Medien. Worauf ist hier zu achten?

Große Ophoff: Die sozialen Medien erfordern schnelle, fast umgehende Antworten. Die Wissenschaftskommunikation gerät dabei manchmal in eine passive, reaktive Rolle: Sie muss zu Desinformation von außen – beispielsweise von Populisten oder Verschwörungstheoretikern – Stellung nehmen. Hier gibt es zwei Strategien: Entweder, man geht nicht darauf ein, um den Thesen keinen Resonanzraum zu bieten. Oder man argumentiert schnell, klar und deutlich dagegen und stellt die eigenen Themen in den Vordergrund. Wichtig ist es, sich die Agenda nicht von anderen bestimmen zu lassen. Die Follower, die mitlesen oder mithören, sind wichtiger als die, die provozieren.

DBU aktuell: Wie kann man diese Mehrzahl der Nutzerinnen und Nutzer erreichen und ihnen dringende Umweltprobleme nahebringen?

Große Ophoff: Ich plädiere dafür, Probleme schonungslos aufzuzeigen, aber auch immer auf Lösungsansätze hinzuweisen. Pessimismus bremst. Es gilt, optimistisch zu bleiben. Dabei dürfen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ruhig Emotionen zeigen – begeistert oder auch wütend oder besorgt sein. Das ist authentisch, solange deutlich wird, dass es hier um persönliche Gefühle und Einstellungen geht.

DBU aktuell: Wie spiegelt sich diese Haltung in der DBU-Kommunikation wider?

Große Ophoff: Die DBU gibt – beispielsweise in Veranstaltungen – Debatten Raum und lässt Rednerinnen und Redner mit unterschiedlichen Meinungen zu Wort kommen. Dabei baut unser Engagement aber immer auf aktuellen fachlichen Erkenntnissen auf. Was den Optimismus angeht: Wir als DBU haben inzwischen annähernd 10.000 umweltentlastende Projekte gefördert und verbreiten die Ergebnisse. Die DBU steht für Lösungen.