Am Anfang war die Eiszeit: Als die Schmelzwasserabflüsse der Alpengletscher das Günztal formten, entwickelten sich vielfältige ökologisch wertvolle Lebensräume wie Feucht- und Blumenwiesen, Auen- und Moorlandschaften. Auch heute gilt die Günz – mit 92 Kilometern das längste Bachsystem Bayerns – als überregional bedeutende Biotopverbund-Achse zwischen dem Alpenvorland und dem Donautal. Allerdings: Das Günztal gehört inzwischen zu einem der größten Grünlandgebiete Deutschlands mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung. Seine Wiesen zählen laut Landesanstalt für Landwirtschaft zu den artenärmsten in ganz Bayern und in keiner anderen bayerischen Region wurde im Zeitraum von 2005 bis 2015 mehr Grünland in Ackerland umgewandelt.
Wie kann in einer derartigen Region eine naturschonende und extensive Nutzung gelingen? Möglichkeiten dazu untersuchte die Stiftung Kulturlandschaft Günztal mit Sitz in Ottobeuren von 2015 bis 2020 im Projekt „Naturschutz in Intensivgrünlandregionen – Biotopverbund Günztal.“
„Erfolge für Landwirtschaft und Artenvielfalt“
„Im Projekt wurden auf verschiedensten Wegen Erfolge für Landwirtschaft und Artenvielfalt im Günztal erzielt: durch Pacht und Ankauf von wertvollen Flächen, Kooperationen mit Gemeinden, neu geschaffenen Fördermöglichkeiten für die extensive Grünlandnutzung – und die intensive Zusammenarbeit mit Landwirten, Verbänden und Behörden“, resümieren Projektmanagerin Elena Hofmann und Projektmanager Sebastian Hopfenmüller. Insgesamt entstanden durch das Projekt 32 neue Feuchtbiotope und es wurden 6 676 Bäume und Sträucher gepflanzt. Auf über 52 Hektar Wiesen ist die Nutzung extensiviert worden, das heißt, bei der Bewirtschaftung wird entweder ganz auf Düngung verzichtet oder diese stark reduziert und die Wiesen werden erst Mitte Juni gemäht. Dadurch können viele Wiesenpflanzen wieder zur Blüte kommen. Auf weiteren 20 Hektar wurde eine extensive Beweidung aufgenommen und auf mehr als fünf Kilometern Länge sind Uferrandstreifen entlang von Bächen neu angelegt worden.
„Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigen“
Ein wichtiger Erfolgsfaktor war die von der Stiftung Kulturlandschaft gegründete FlächenAgentur Günztal. Sie vermittelt Kompensationsflächen an Industriebetriebe und Gemeinden, deren Bauvorhaben in Natur und Landschaft eingreifen. Diese Flächen werden dann von der Stiftung als Naturschutzflächen betreut und weiter entwickelt.
Da das staatliche Vertragsnaturschutzprogramm im Günztal nur wenig angenommen wurde, wurde mithilfe von Expertinnen und Experten aus Verwaltung und Praxis als Alternative das „Grünlandprogramm Günztal“ geschaffen und im Gemeindegebiet Kettershausen modellhaft erprobt. Von 14 Landwirten wurden so über 16 Hektar extensive Heuwiesen neu geschaffen. Projektmanager Hopfenmüller: „Das macht deutlich, dass ein Miteinander möglich ist, wenn die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt werden.“
Eine weitere „Zutat“ zum Erfolgsrezept nennt Projektmanagerin Hofmann: „Bei Exkursionen und Vorträgen wurden in den vergangenen fünf Jahren mehr als 3 000 Teilnehmenden die Ziele und die Bedeutung der Naturschutz-Projektarbeit vor Augen geführt.“
Eine Erfolgsgeschichte, die offensichtlich auch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) überzeugt hat: Im Anschluss an die DBU-Förderung wird das Projekt durch das BfN weiter unterstützt.
Mehr zum Projekt in einer Beschreibung der Stiftung Kulturlandschaft Günztal.
Mehr zur DBU-Förderung unter: https://www.dbu.de/antragstellung