DBU aktuell Nr. 10 | 2020

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Säulen Altar Tepla AZ 34330 © TUM
In neuem Glanz: Der barocke Altar der Klosterkirche von Teplá, Tschechien
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3.) Aus dem Kulturgüterschutz: Wenn polierte Kalksteine und Marmor wieder zum Glänzen gebracht werden

Im Interview berichtet Dr. Gerhard Lehrberger von der Technischen Universität München von Umweltschäden an Kulturgütern Westböhmens und wie sich diese restaurieren lassen.

DBU aktuell: Welche Umweltschäden haben Sie an den Kulturgütern feststellen können?

Lehrberger: Die Umweltschäden an Kulturobjekten aus polierten Kalksteinen der Barockzeit rühren überwiegend aus Verbrennungsabgasen von schwefelhaltiger Braunkohle her. Durch defekte Fenster in der Klosterkirche von Teplá bei Marienbad und ein falsches Lüftungskonzept konnte vor allem ab der Mitte des 20. Jahrhunderts feuchte, schwefelhaltige Luft in das Kircheninnere eindringen. Diese hat sich an den Oberflächen der polierten Kalksteine und des Marmors am barocken Hochaltar niedergeschlagen. Untersuchungen ergaben, dass die Oberflächenschäden mit rein mineralischen Poliermitteln schonend und effizient zu entfernen sind. Durch diese Maßnahme ließ sich die ursprüngliche Wirkung der bunten und glänzenden Flächen des Barockkunstwerkes wiederherstellen.

Was ist das Innovative an Ihrem Projekt?

Bisher gab es kaum Kenntnisse über die Prozesse, die zur Mattierung von ehemals glänzend polierten Oberflächen führen. Durch hochauflösende mikroskopische Verfahren ließ sich belegen, wie die Schädigung im Detail aussieht. Daraus konnten die Schadensmechanismen abgeleitet werden. Eine Studie ermöglichte es, Erkenntnisse über die in der Barockzeit eingesetzten Poliermittel zu gewinnen. Diese überwiegend mineralischen Poliermittel können bei der Restaurierung von Oberflächen in modifizierten Rezepturen eingesetzt werden, um nicht nur eine ähnliche Politur, sondern auch die entsprechende Farbwirkung der Oberflächen zu erzielen.

Wie ist der aktuelle Stand?

Derzeit bereiten wir eine umfangreiche Publikation über die Ergebnisse des grenzüberschreitenden Projektes vor, die naturwissenschaftliche, kunsttechnologische und kulturhistorische Aspekte umfasst. Zudem konnte eine große Patenschaftsaktion für die Restaurierung der Holzskulpturen am Hochaltar der Stiftskirche in Teplá angestoßen werden, sodass das von der DBU geförderte Projekt eine erhebliche Initialwirkung weiterer Fördermaßnahmen erzielt.

DBU-AZ 34330