DBU aktuell Nr. 2 | 2022

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Die Belastung mit reaktiven Stickstoffverbindungen übersteigt den sicheren Bereich der planetaren Grenzen stärker als alle anderen Umweltprobleme. © aus Publikation von Steffen et al. aus 2015
Die Belastung mit reaktiven Stickstoffverbindungen übersteigt den sicheren Bereich der planetaren Grenzen stärker als alle anderen Umweltprobleme.
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Kohlrabi ohne grüne Blätter? Das spart Dünger und macht das Gemüse zudem länger haltbar. © Wendefeuer/piclease
Kohlrabi ohne grüne Blätter? Das spart Dünger und macht das Gemüse zudem länger haltbar.
Wie lässt sich ein tiergerechterer und emissionsarmer Mastschweinestall realisieren? Ein DBU-Projekt liefert eine Ausführungsplanung © agrarmotive – stock.adobe.com
Wie lässt sich ein tiergerechterer und emissionsarmer Mastschweinestall realisieren? Ein DBU-Projekt liefert eine Ausführungsplanung.

4.) Aus dem Förderthema 9: Stickstoff: Wirkungsvoll düngen, Umweltbelastungen vermeiden

Als zentraler Baustein tierischer und pflanzlicher Eiweiße ist das Element Stickstoff der Motor allen biologischen Wachstums. Stickstoffquellen für Pflanzen sind zum einen der nach dem Haber-Bosch-Verfahren produzierte mineralische Dünger, zum anderen organische Düngemittel wie Gülle und Stallmist. Bei einer Überversorgung mit Dünger besteht die Gefahr, dass ein großer Teil des enthaltenen Stickstoffs in Form reaktiver Stickstoffverbindungen wie Nitrat, Ammoniak oder Lachgas in die Umwelt gelangt. Diese Verbindungen führen zu komplexen Umweltwirkungen – sie belasten beispielsweise Oberflächengewässer und das Grundwasser, vermindern die Biodiversität und tragen zum Klimawandel bei. Die Belastung mit reaktiven Stickstoffverbindungen übersteigt den sicheren Bereich der planetaren Grenzen stärker als alle anderen Umweltprobleme.

Daher engagiert sich die DBU mit ihrem Förderthema 9 „Reduktion von Emissionen reaktiver Stickstoffverbindungen in die Umweltkompartimente“ dafür, die Effizienz der mineralischen und organischen Stickstoffdüngung zu steigern und Verluste an reaktiven Stickstoffverbindungen zu reduzieren. Zwei Möglichkeiten dazu zeigen die folgenden Beispiele.

Mehr zur DBU-Förderung findet sich unter: https://www.dbu.de/antragstellung. Projektideen sind jederzeit willkommen!

Weniger Stickstoffeinsatz beim Anbau von Freilandgemüse

Gemüse aus dem Freilandanbau muss bestimmte Kriterien erfüllen, um den Weg in den Handel zu finden. Kohlrabiblätter sollen beispielsweise grün und aufrecht sein und Eisbergsalat oder Brokkoliköpfe müssen ein bestimmtes Mindestgewicht haben. Häufig sind die Standards des Lebensmitteleinzelhandels dabei strenger als die gesetzlichen Anforderungen. Damit das Gemüse in der entsprechenden Qualität geliefert werden kann, muss unter Umständen kurz vor der Ernte noch einmal gedüngt werden. Gemüse, das den gesetzten Standards an Aussehen, Größe oder Gewicht dennoch nicht entspricht, bleibt meist direkt auf dem Acker, wird untergepflügt und landet nicht auf dem Tisch. Qualitätskriterien, die strenger sind als gesetzlich gefordert, führen also dazu, dass zum einen Lebensmittel verschwendet und zum anderen unnötig viele wertvolle Ressourcen wie beispielsweise Stickstoffdünger verbraucht werden.

Gemüse von gleicher Qualität, aber mit verändertem Erscheinungsbild

Das DBU-Projekt „REVIEW“ der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, der Produzenten Mählmann Gemüsebau GmbH & Co. KG und Behr AG/AMG, des Einzelhandelsunternehmens Edeka Minden-Hannover und der Hochschule Osnabrück untersucht, wie Ressourcen entlang der Wertschöpfungsketten von Frischgemüse eingespart werden können. Im Anbau auf dem Feld wird in verschiedenen Testreihen analysiert, wie weit die Stickstoffdüngung reduziert werden kann, damit das Gemüse noch die gesetzlichen Vermarktungsnormen erfüllt. Aber auch die Vermarktung und die Kundinnen und Kunden spielen eine wichtige Rolle. In zahlreichen Edeka-Testmärkten werden kleinere Blumenkohlköpfe oder blattloser Kohlrabi über ein spezielles Marketing-Konzept angeboten und Verbraucherinnen und Verbraucher in Kurzinterviews zu ihrer Bereitschaft befragt, Gemüse von gleicher Qualität, aber mit verändertem Erscheinungsbild zu kaufen.

DBU-AZ: 35489


Schweinehaltung: Tiergerechter und ohne Mist und Gülle

Moderne „Ställe der Zukunft“ sollen die Bedürfnisse der Tiere nach Platz, thermalem Komfort, Licht, Luft und Beschäftigung erfüllen. Gleichzeitig gilt es, umweltschädliche Ammoniak- und Lachgasemissionen auf ein Minimum zu beschränken und die berechtigten ökonomischen Interessen der Landwirtinnen und Landwirte im Blick zu behalten. In einem aktuellen DBU-Projekt der Schauer Maschinenfabrik GmbH ist dieser „Stall der Zukunft“ für die Mastschweinehaltung bereits Gegenwart geworden.

Ein gülleloses und emissionsarmes Tierwohlstallsystem entwickelt

Basierend auf einer Konzeptstudie der DöhlerAgrar, Untermerzbach, wurde eine Ausführungsplanung für ein gülleloses und emissionsarmes Tierwohlstallsystem entwickelt. Der Stall ist auf eine Größe von etwa 1 500 Tierplätzen ausgelegt, das Design ist aber auch für größere oder kleinere Anlagen geeignet. Dabei leben jeweils 25 Tiere in langen schmalen Buchten, die sich in einen wärmegedämmten und klimatisierbaren, eingestreuten Liege- und Ruhebereich, einen Fress- und Aktivitätsbereich sowie einen stark perforierten Kotbereich gliedern.

Verringerung der Ammoniakemissionen um 70 Prozent

Kot und Harn werden bereits im Stall getrennt und aus dem Stall entfernt. Durch Behandlungskaskaden für Kot und Harn wird die Bildung von Gülle, Mist und Jauche verhindert. Im Vergleich zu vollperforierten, klimatisierten Haltungssystemen wird eine Verringerung der Ammoniakemissionen um 70 Prozent, der Methanemissionen um 90 Prozent und der Geruchsemissionen um etwa 50 Prozent erwartet. Schon während der Projektlaufzeit wurden in Österreich und Deutschland Ställe errichtet, die sich an den im Projekt aufgeführten Planungsgrundlagen orientierten und die im Abschlussbericht beschrieben sind, siehe: https://www.dbu.de/@34882Abschlussbericht.

DBU-AZ: 34882