DBU - aktuell - Umweltbildung

III / 2010

10.) GPS-Bildungsrouten im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe Neue Medien in der Bildung für nachhaltige Entwicklung

Mit dem Navi durch die Natur, an den Points of Interest (Punkte des Interesses) stoppen und dabei etwas lernen? Das klingt erst einmal befremdlich, aber es geht hier um neue Wege in der Umweltbildung. „Neue Medien in der Bildung für nachhaltige Entwicklung – GPS-Bildungsrouten im Biospährenreservat Flusslandschaft Elbe“ nennt sich etwas umständlich das von der DBU geförderte Projekt mit dem Verein zur Förderung des Schulbiologie- und Umwelt- BildungsZentrums Lüneburg e. V. Niedersachsen (SCHUBZ).

Was hier genau passiert ist? Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 5-11 erarbeiten und erproben im Modellprojekt „NaviNatur“ Bildungstouren durch die Flusslandschaft Elbe - die per GPS abrufbar sind. Die Themen: biologische Vielfalt, nachhaltiges Wirtschaften und regenerative Energien. Ziel des Projektes: Schüler als auch Bürger der Region und Touristen auf diese Weise für die Flusslandschaft Elbe und deren Schutz nachhaltig zu begeistern.

Was bedeutet das konkret?

Bei NaviNatur orientieren sich Jugendliche unter Einsatz von GPS-Geräten im Lebensraum des Biospährenreservates. Die Schüler nutzen hierzu die in den mobilen Endgeräten zur Verfügung stehende Technologie und konzipieren eigene GPS-basierte Bildungsrouten. Sie formulieren Fragen und füttern die GPS-Geräte mit informativen und kreativen Texten, Bildern und Ton. Dann geht es los mit dem Fahrrad nach draußen: Mit GPS-Geräten, Digitalkameras und Aufnahmegeräten ausgestattet unternehmen die Schüler Exkursionen und erforschen den Lebensraum Elbtalaue. Dabei suchen und erkunden sie Orte, an denen sich ihre Themen besonders gut verdeutlichen lassen. Sie navigieren sich zu den jeweiligen "Points of Interest" (POI) und belegen die GPS-Punkte mit Wissenswertem zum jeweiligen Lebensraum. Die Inhalte behandeln dabei ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Aspekten der Region. So gewinnen sie Einblick in das Biosphärenreservat an der Elbe und erhalten Antworten auf Fragen, wie: Mit welchen Problemen werden Wanderfische konfrontiert? Die Identifikation mit dem Lebensraum soll so gefördert werden.

Am Projekt beteiligt sind vier Schulen, die unmittelbar aus der Biosphärenreservats-Region stammen. Das Schutzgebiet ist Teil des täglichen Lebensumfeldes der mitwirkenden Schüler aus den Bundesländern Niedersachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Die Altersspanne der Schüler reicht von der fünften bis zur elften Jahrgangsstufe.

Ist Naturerfahrung über GPS möglich?

Die Lebenswelt von Jugendlichen ist medial geprägt. Ob Handy, Computer
oder MP3-Player, in kurzer Zeit beherrschen sie Bedienung und
Funktionalität. Aber wo bleibt der Kontakt mit der Natur? Um Jugendliche an originäre Naturerlebnisse heranzuführen kommt den neuen Medien deshalb eine immer größere Bedeutung zu, obwohl viele Umweltbildungsakteure wissen, dass Neue Medien unmittelbare Naturerfahrungen nicht ersetzen können und - aus pädagogischer Perspektive - auch nicht ersetzen sollten. Allerdings können Naturerfahrungen über das Nutzen neuer Technologien inhaltlich und methodisch angereichert werden. Die Ebene des realen Naturerlebnisses kann mit virtuell-fachlichen Aspekten unmittelbar verknüpft werden. Zudem wirkt der Einsatz neuer Technologien motivierend auf die zunehmend Technik-affine Jugend. Das Projekt NaviNatur setzt an dieser Stelle an: Bildung für Nachhaltige Entwicklung durch die
Verknüpfung von Naturerlebnis mit neuen Medien.

Fachkundige Unterstützung

Die während eines Schuljahres durch die Schüler konzipierten GPS-Bildungsrouten greifen die Rahmenthemen Biologische Vielfalt im Biosphärenreservat, Nachhaltiges Wirtschaften und Energien mit Zukunft im Biosphärenreservat auf. Die Themen stehen im Einklang mit den Kerncurricula der beteiligten Bundesländer.

Studierende der Umwelt- und Kulturwissenschaften der Leuphana Universität Lüneburg fungierten für die Schüler als Mentoren. Sie begleiteten diese in Schüler-AG´s, Wahlpflichtkursen oder Unterrichtsprofilen beim Entwickeln der Routen.

Die Mitarbeiter des Biosphärenreservates waren bei der Themenwahl ebenso gefragt, wie in der Biosphärenregion ansässige Akteure aus Landwirtschaft, Tourismus, Elbfischerei und der regionalen Wirtschaft. Die Projektgruppen formulierten die Aufgabenstellungen für die Ausgestaltung der Bildungsrouten und erarbeiteten die Projekthomepage www.navinatur.de.

Wie geht es weiter?

Zurzeit erfolgt die Praxiserprobung der bisher acht durch die Schüler konzipierten GPS-Bildungsrouten. Die Schulklassen besuchen sich gegenseitig. Die Bildungsrouten der Partnerschulen werden vor Ort erprobt und gemeinsam optimiert. Die unterschiedlichen Regionen des Biosphärengebietes treffen dabei aufeinander und so erlangt jede an dem Vorhaben beteiligte Schülergruppe Kenntnis über die Schwerpunktthemen der anderen Gruppen. Über die Projektplattform www.navinatur.de werden die Projektergebnisse zwischen den beteiligten Schulen fortwährend ausgetauscht und einer interessierten Öffentlichkeit präsentiert. Im Rahmen von öffentlichen Bildungsveranstaltungen wie dem „Tag der Bildungsschatzsuche“ stellten die Schüler in Kooperation mit den Biosphärenreservats-Verwaltungen ihre Bildungsrouten interessierten Bürgern und Touristen vor. Die entsprechend vorbereiteten GPS-Geräte wurden entliehen und die Gruppen durch die Schüler begleitet.

Eine Publikation zum Projektinhalt und zu den Projektergebnissen ist ebenso geplant wie eine Fachtagung die Transfermöglichkeiten des modellhaften Bildungsansatzes befördert. Das Projekt wird im Rahmen eines Dissertationsvorhabens an der Leuphana Universität Lüneburg evaluiert.

Projekt AZ: 26498