DBU - aktuell - Umweltbildung

IV / 2010

Dachstuhl © Ökoschule Markkleeberg
Beim Richtfest erlaubte der Dachstuhl der Ökoschule Markkleeberg noch einen Blick in den Himmel.

7.) Ökologie und Soziales verbinden

Es ist ein Haus von Jugendlichen für Jugendliche erbaut – die Ökoschule in Markkleeberg. Das etwa 160 m² große Strohballenhaus, das konsequent nach ökologischen Gesichtspunkten geplant und im Rahmen eines Sozialprojektes umgesetzt wurde, stellte für die beteiligten Jugendlichen eine ganz besondere Herausforderung dar: 16 langzeitarbeitslose Jugendliche errichteten unter professioneller Anleitung die Ökoschule innerhalb von nur einem Jahr an einem zentralen Standort – in direkter Nähe des Rathauses - und erlernten dabei ökologisches Bauen in Theorie und Praxis. Im Juni 2010 wurde das Gebäude, in dem Umweltbildungsmaßnahmen für monatlich rund 1.000 Besucher durchgeführt werden, eröffnet. Doch wie kam es eigentlich zu diesem ungewöhnlichen Projekt?

Ausgedient …

… hatte die alte Ökoschule im Markkleeberger agra-Park, denn ihre Schulungsräume waren baulich verfallen. Zudem war der alte Standort nicht attraktiv genug. Die Idee: durch einen ökologisch geprägten Neubau und die Standortverlagerung in Zentrumsnähe ein Lern- und Erlebnisfeld mit Umweltbildungsangeboten zu schaffen, das Kinder im Vorschulalter und Erwachsene in deren alltäglichen Lern- und Lebenssituationen erreicht. Um neben der ökologischen auch eine soziale Komponente einzubringen, sollten langzeitarbeitslose Jugendliche in den Bau mit einbezogen werden. Sie sollten dabei, in Kooperation mit regionalen Handwerksbetrieben, Kenntnisse und Fähigkeiten im ökologischen Bauen erlernen und sich damit für den Arbeitsmarkt qualifizieren. Ziel des Projektes war es, die Jugendlichen zum einen für Umwelt und Natur in Verbindung mit traditionellem Handwerk zu begeistern und zum anderen ihre Chancen auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz zu erhöhen. Mit Hilfe des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projektes sollte dabei innerhalb von 12 Monaten das 160 m² große, einfach konstruierte Haus fast vollständig aus den ökologischen Baustoffen Holz, Stroh und Lehm durch die Jugendlichen erbaut werden..

Ein lehrreiches Jahr

Die 22-24-jährigen Jugendlichen erlernten im Rahmen des Projektes wesentliche Aspekte des ökologischen Bauens intensiv in Theorie und Praxis. Die vereinfachte Baukonstruktion erlaubte den Praxiseinsatz der Jugendlichen in fast allen Gewerken. Der Verein „Hilfe zur Sozialen Integration e.V.“ als Träger der Personalseite des Projekts begleitete die Jugendbildungsmaßnahme handwerklich durch Fachanleiter und Sozialpädagogen, die jeden Jugendlichen ganzheitlich betreuten. Am Ende des Projektes stand nicht nur die fast ausschließlich mit regionalen ökologischen Baustoffen errichtete Ökoschule Markkleeberg, sondern alle 16 Jugendlichen erhielten anschließend einen Ausbildungsplatz oder eine Arbeitsstelle. Nicht nur die in dem Projekt erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten, sondern vor allem auch die erfolgte Stärkung des Selbstwertgefühls und die damit verbundene Entwicklung der Persönlichkeitsstruktur führten dazu, dass die Jugendlichen schließlich die Ausbildungsreife erlangten. Ebenso haben die Arbeiten unter freiem Himmel sowie bei Hitze, Kälte, Wind und Wetter die Beziehung der Teilnehmer für Natur und Umwelt geweckt, entwickelt und gestärkt.

Ein Lernobjekt mit Zukunft

Die Ökoschule Markkleeberg, die am 05. Juni feierlich eröffnet wurde, dient weiterhin als Lernobjekt ökologischen Bauens und Denkens mit entsprechenden Bildungsangeboten für Schüler und Teilnehmer des Freiwilligen ökologischen Jahres im Sinne von Berufsvorbereitung, Berufsorientierung und Naturerfahrung. Und die Projektbeteiligten sind sich einig: „Umweltbildung und ökologisches Bauen sind unter Beachtung der Kriterien der Nachhaltigkeit kombinierbar. Das umgesetzte Vorhaben ist dabei grundsätzlich im In- und Ausland übertragbar, denn überall gibt es arbeitslose Menschen, Bedarf an öffentlichen Räumen und ökologische Baustoffe wie Holz, Lehm und Stroh.

http://www.agra-park.info/index.php/umweltbildung

AZ 24613: „Zukunft selber bauen“ - Jugendliche erlernen ökologisches Bauen in Theorie und Praxis