DBU - aktuell - Umweltbildung

IV / 2010

Klimafreundlicher Einkauf © DBU
Auch das Einkaufsverhalten hat Einfluss auf das Klima. Stellen große Arbeitgeber wie Caritas und Diakonie auf "grünen Einkauf" um, ist der positive Effekt auf das Klima enorm.
Begrüßung © Pro Klima Berlin
Begrüßung der TeilnehmerInnen an der Veranstaltung "Klimabewusstes Handeln" durch Projektleiterin Martina Schäfer, Melanie Jaeger-Erben, Verena Exner (v.r.n.l.)

11.) Klimabewusstes Handeln – Erfahrungsaustausch mit innovativen Verbraucherkampagnen und –initiativen

Klimabewusstes Handeln im Alltag zu fördern heißt, sich mit den alltäglichen Routinen beim Einkauf, der Ernährung, der Nutzung von Energie im Haushalt bis hin zur Wahl der Verkehrsmittel auseinander zu setzen. Initiativen zur Förderung von nachhaltigem Konsum stehen vor der Herausforderung, die Klimarelevanz dieser Routinen durch Bildung, Beratung, Aktionen und Angebote, eingebettet in ein Kommunikationskonzept, sichtbar zu machen und für eine nachfrageorientierte Veränderung in Richtung Nachhaltigkeit zu motivieren.

Ziel der Veranstaltung „Klimabewusstes Handeln – Erfahrungsaustausch mit innovativen Verbraucherkampagnen und –initiativen“ in der Landesvertretung Nordrhein Westfalen in Berlin am 08.12.2010 war einen Austausch über die Herangehensweise und den Erfolg von Kampagnen und Projekten zur Förderung von nachhaltigem Konsum zu ermöglichen. Dabei wurden unterschiedliche Zielgruppenansprachen  und/oder innovative Konzepte vorgestellt. Für diese Veranstaltung kooperierten die Technische Universität Berlin, die Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz Berlin, das Zentrum Technik und Gesellschaft mit der DBU.

Beispiele aus der Praxis

Neben der Hauptorganisatorin, Frau Prof. Dr. Dr. Martina Schäfer, die über die Bmbf-geförderte Kampagne „Pro-Klima-Berlin“ berichtete, präsentierte Frau Verena Exner, Referatsleiterin Umweltkommunikation in der mittelständischen Wirtschaft (DBU), ausgewählte Förderbeispiele aus dem Bereich „Nachhaltiger Konsum“ der DBU. DBU-Partner, wie die Vertreterin des Ökoinstituts ,Frau Dr. Dietline Quack (Energieeffizienz jetzt! – Schwerpunkt: Eco-Top-Ten-Initiative und Benjamin Gabel von der Utopia AG, der über den so genannten „Green-City-Guide“ in den Modellkommunen München, Berlin und 2011 in Hamburg berichtete, ergänzten die Präsentation ebenso, wie der „Markt der Möglichkeit“ , auf dem unter anderem auch Vorhaben, wie „Zukunft einkaufen“ und die BücherboXX, in der die Weitergabe von gebrauchten Büchern organisiert wird (Kontakt über konrad@kutt.de) vorgestellt wurden.

Zum Umdenken motiviert Pro Klima Berlin

„Ganz klares Ergebnis ist, dass man nur dann eine Chance hat, eingefahrene Alltagsroutinen zu verändern, wenn man mit den Leuten persönlich in Kontakt tritt und ihnen an ihre individuelle Situation angepasste Beratung und Materialien anbietet“, fasst Prof. Dr. Dr. Martina Schäfer die zentralen Ergebnisse zusammen. „Das bloße Versenden von Infomaterial bleibt dagegen weitgehend wirkungslos. Mit der gezielten Beratung durch ‚Pro Klima Berlin‘ konnten die Berlinerinnen und Berliner dazu motiviert werden, vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, weniger Fleisch und dafür mehr regionale sowie Bioprodukte zu essen und im eigenen Haushalt weniger Energie zu verbrauchen“, sagt Martina Schäfer.

Solche Verhaltensänderungen haben einen direkten Einfluss auf die CO2-Emissionen der Stadt Berlin. Hochgerechnet auf eine flächendeckende Durchführung einer Kampagne nach dem Vorbild von „Pro Klima Berlin“ auf ein Jahr kann dies ein Drittel der CO2-Einsparungen erbringen, die sich die Stadt bis 2020 vorgenommen hat. Bis dahin soll der CO2-Ausstoß im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent gesenkt werden.

Die DBU schloss beispielsweise in diesem Jahr das Projekt „Zukunft einkaufen – glaubwürdig wirtschaften in Kirchen" ab. Das hier vorgestellte Folgeprojekt fußt auf den positiven Erfahrungen hieraus.

DBU-Projekt forciert „Grünen Einkauf“ bei Caritas und Diakonie

Seit November 2010 gehen Caritas und Diakonie in die Offensive für den „grünen Einkauf“. Denn mit rund 850.000 Mitarbeiter und 35.000 Einrichtungen gehören beide zu den zu den größten Arbeitgebern Deutschlands. Setzen sie in ihrem Einkauf stärker auf Nachhaltigkeit, ergibt sich daraus ein enormes Umweltentlastungspotenzial. In einem ökumenischen Modell-Verbundprojekt wollen Einrichtungen von Caritas und Diakonie ihren Einkauf von Produkten und Dienstleistungen nach ökologischen und sozialen Standards optimieren. Neben Energie und Lebensmitteln soll ein Schwerpunkt auf dem Kauf von Textilien sowie von Pflege- und Hygieneprodukten liegen. Initiiert vom Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen (IKG) aus Schwerte unterstützt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) das Vorhaben mit 400.000 Euro.

Enormer Einfluss

Für rund 60 Milliarden Euro kaufen die Kirchen schätzungsweise im Jahr ein. Etwa 80 Prozent davon entfallen allein auf Caritas und Diakonie. Somit entscheiden die Einkäufer mit, wie die Weichen für die Zukunft gestellt werden: ob Wälder abgeholzt, ausbeuterische Löhne gezahlt oder das Klima geschützt und die Armut gelindert werden kann. Ziel des Projektes ist es ein ökofaires integriertes Managementsystem zu entwickeln, das sich auch auf andere Sozial- und Pflegeeinrichtungen übertragen lässt. Es sollen nach Möglichkeit aber nicht nur umweltfreundliche Waren eingesetzt, sondern gleichzeitig auch die Hersteller motiviert werden, mittelfristig ihr Angebot für diesen Dienstleistungssektor unter ökologischen und sozialen Gesichtspunkten weiter zu verbessern. Das Projekt wird vom IKG getragen und von einem ökumenischen Netzwerk bestehend aus Caritas und Diakonie umgesetzt.

Erste Schritte

In einem ersten Schritt sollen aktuelle Produkte und Dienstleistungen unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit geprüft werden. Dann sollen Standards für den Einkauf entwickelt und in 30 Pflegeheimen sowie Einrichtungen der Kinder und Jugendhilfe modellhaft beim täglichen Einkauf umgesetzt werden. Praxispartner vor Ort sind unter anderem die Caritasverbände Hildesheim, Osnabrück und Rottenburg-Stuttgart sowie die Diakonien in Ruhr-Hellweg, Dortmund, Recklinghausen und ‚Dienste für Menschen’ in Stuttgart. Darüber hinaus sind weitere überregionale Partner in das Projekt eingebunden, die für das Anliegen bundesweit werben sollen – zum Beispiel die Ökumenische Wirtschaftsgesellschaft der Kirchen in Deutschland (WGKD) und der Evangelische Entwicklungsdienst (EED).

Informationsveranstaltungen und Schulungen der Beschäftigten sind neben einer deutschlandweiten Kommunikationsoffensive zentrale Bestandteile des Vorhabens. Erste Ergebnisse sollen auf dem Evangelischen Kirchentag 2011 in Dresden und dem Katholikentag 2012 in Mannheim präsentiert werden.

AZ 28424: Nachhaltige Beschaffung in Diakonie und Caritas