DBU aktuell - Umweltbildung IV/2016

Themen in dieser Ausgabe: Wissenschafts-Comic Anthropozän-Küche - Theaterprojekt "Parlament der Fische" - Citizen Science Projekt PAN-App - ENEFF-BLEND: Blended Learning zu Energieeffizienz - Leitfaden zu Grünanlagen der 1950er- und 1960er-Jahre - Bericht zur DBU-Fachtagung "Klimaverträglich konsumieren im Quartier"

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Nachhaltige Quartiersentwicklung hängt von vielen Faktoren ab – gute Mieter-Vermieter-Beziehungen fördern gemeinsame Aktivitäten

7.) Bericht zur DBU-Fachtagung „Klimaverträglich konsumieren im Quartier – Energieeffizienz, Sharing und Partizipation als Strategien nachhaltiger Quartiersentwicklung“

Anlass für die Tagung war das laufende DBU-Modellprojekt „Energieeffizienz und Wohnungswirtschaft – Erprobung von Umweltkommunikationskonzepten zum energieeffizienten Bewohnerverhalten in Bestandssiedlungen in Erfurt und Kassel (EnWoKom)“, das das Institut für Stadtforschung, Planung und Kommunikation (ISP) der FH Erfurt seit 2013 durchführt.

Zu Beginn verdeutlichte Dr. Reusswig vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK), dass die nationalstaatliche Sicht des Themas nicht ausreiche. Einige Metropolen, wie beispielsweise Tokio oder auch London, seien derzeit im Ranking bezogen auf Wirtschaftskraft und CO2-Ausstoß ganz oben; folglich wären Aktivitäten dieser Städte auch besonders hoch und im globalen Maßstab zu bewerten.

Neben den Ansätzen der Modellstädte, wurde auch das Züricher Praxisbeispiel zum Thema „Nachhaltiges Wohnen und Leben im Hunziker Areal“ von Peter Schmid, Präsident der Baugenossenschaft mehr als wohnen, vorgestellt. Er zeigte, dass das Ziel einer 2000-Watt-Gesellschaft durch unterschiedliche Strategien verfolgt wird. So leisten neben dem ausschließlichen Einsatz von erneuerbaren Energien, einer Quartiersversorgung mit lokalen Produkten und Dienstleistungen, insbesondere die dargebotenen Sharing-Möglichkeiten einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Quartiersentwicklung.

Am Nachmittag fanden zwei Foren zu den Themen „Energetische Quartiersentwicklung - Strategien und Erfahrungen aus Forschung und Praxis“ sowie „Kommunikationsansätze für nachhaltigen Konsum und Klimaschutz im Quartier“ mit Impulsgebung durch Dr. Kersten Roselt (EnergieWerkStadt eG) und Dr. Silke Kleinhückelkotten (ECOLOG Institut für Sozial-ökologische Forschung und Bildung gGmbH) statt. Einen Beitrag aus der kommunalen Praxis leistete Peter Warthenpfuhl (Städtischer Baudirektor der Landeshauptstadt Kiel). Wohnungswirtschaftliche Perspektiven wurden durch Frank Druska (GESOBAU AG) und Rainer Stoodt (GSW Gießen mbH) vertreten.

Gemeinsame Erkenntnisse aus den Foren waren, dass es Initialprojekte benötigt, um energetische Quartiersentwicklung voranzutreiben. Beispielhaft dafür ist der energetisch sanierte Energietreff „Auguste“ im Kieler Klimaschutzquartier Gaarden. Er fungiert als wichtige Anlaufstelle für Interessierte, die sich im Rahmen von Energiesprechstunden über die energetische Quartierssanierung informieren wollen.

Die Ergebnisse aus dem Bereich Kommunikation haben gezeigt, dass bei der Umsetzung bestimmter Verhaltensweisen insbesondere milieuabhängige Hürden auftreten, so dass die zielgruppenspezifische Kommunikation allein nicht ausreicht. Wichtig sei, immer wieder unmittelbare Erfahrungsbezüge im alltäglichen Lebensumfeld herzustellen, um darüber Motivation für das Thema zu generieren. Zudem bilden persönliche Kontakte zu Bewohnerinnen und Bewohnern, zeitliche Ressourcen der Unternehmen und kontinuierliche „Kümmerer“ im Quartier eine wichtige Basis.

Abschließend fand eine Podiumsdiskussion mit den Praxispartnern aus Stadtverwaltung und Wohnungswirtschaft statt. Schwerpunkte der Diskussion bildeten neben der zentralen Motivation von Akteuren sowie harten und weichen Instrumenten für die energetische Quartiersentwicklung auch Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren für klimaverträglichen Konsum im Quartier. Dabei hemmen vor allem gesetzliche Normen und Regeln sowie komplexe Förderlandschaften eine nachhaltige Quartiersentwicklung. Genossenschaftliche Modelle, eine enge Mietergemeinschaft sowie Mieter-Vermieter-Beziehung fördern hingegen gemeinsame Aktivitäten auf Quartiersebene.

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