Alle Kalkmörtel bestehen aus den Ausgangsprodukten Kalk, Sand und Wasser. Durch unterschiedliche Methoden ihrer Zubereitung entstehen jedoch Produkte mit unterschiedlichen Eigenschaften. Die Verarbeitung von trocken gelöschtem Kalkmörtel im noch heißen Zustand, dem sogenannten Heißkalkmörtel, ist ein traditionelles Verfahren, welches nur noch von wenigen Handwerkern beherrscht wird. Kalk zu löschen bedeutet die Überführung von Branntkalk (Calciumoxid) in Calciumhydroxid durch Aufnahme von Wasser. Die Heißkalktechnik ist zunächst auch eine Variante Kalk zu löschen. Das Besondere daran ist, dass der Kalk noch während er löscht und sich dabei stark erwärmt gleichzeitig im Mörtel verarbeitet wird.
Vorteil der Anwendung von Heißkalkmörtel ist beispielsweise das schnelle Ansteifen. Bis vor kurzem lagen jedoch noch keine fundierten Untersuchungen zu Eigenschaften von Heißkalkmörtel wie Festigkeitsentwicklung oder Dauerhaftigkeit vor. Im DBU-Projekt der Technischen Universität Dresden in Kooperation mit dem Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen Anhalt (IDK), zwei Restauratoren und der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK) wurde dies nun nachgeholt. Darüber hinaus erstellte das Projekt ein Weiterbildungskonzept, das die Heißkalktechnik bekannter macht und Handwerker und Restauratoren in der Technik schult.
Die Weiterbildung wurde in Form von Workshops realisiert, in denen kleine Gruppen neben der Vermittlung der theoretischen Grundlagen auch in der praktischen Umsetzung angeleitet wurden. An einer Natursteinwand in Kloster Buch, Sachsen, einem historischen, umweltgeschädigten Objekt, wurden Putz-Musterflächen mit Heißkalktechnik und mit kalter Verarbeitung zur vergleichenden Bewertung im Außenraum unter Realbedingungen angelegt. Daneben wurden an verschiedenen Denkmalobjekten bereits früher mit Heißkalktechnik ausgeführte Restaurierungsmaßnahmen nach unterschiedlich langer Standzeit bewertet.
Es zeigte sich, dass zweitägige Workshops zusammen mit praktischen Übungen von den Teilnehmern als gute Vorbereitung für selbständiges Arbeiten mit Heißkalk empfunden werden. Die Untersuchungen im Projekt konnten zudem folgende wichtige Materialparameter von Heißkalkmörtel bestätigen:
-Höhere Haftzugfestigkeiten, die eine gute Anbindung an den Untergrund sicherstellen
-Schnelleres Ansteifen im Vergleich mit kalt verarbeiteten Mörteln, das das Auftragen von dickeren Putzschichten oder einen schnelleren Fortschritt beim Mauern erlaubt
-Höhere Druckfestigkeiten nach längerer Lagerungszeit im Vergleich mit kalt verarbeiteten Mörteln (Labormaßstab). Allerdings ließ sich dies durch Messungen an Putzproben, die unter wechselnden klimatischen Bedingungen im Außenbereich gelagert wurden, nicht bestätigen
-Gute Dauerhaftigkeit an verschiedenen Denkmalobjekten nach längerer Standzeit
-Mängel ergaben sich im Einzelfall durch ungeeignete Mischungsbestandteile oder Verfärbungen auf eisenhaltigen oder durch Teeranstrich vorbehandelten Substraten.
Es stellte sich heraus, dass Heißkalkmörtel sehr empfindlich auf kleinste Änderungen in der Rezeptur und in den Verarbeitungsbedingungen reagieren. Für die untersuchten Mörtel, die vergleichend heiß und kalt verarbeitet wurden, kann jedoch eine höhere Frühfestigkeit und zumindest im Labormaßstab im Endeffekt höhere Festigkeit, eine bessere Haftung, ein stärkeres kapillares Saugen und eine bessere Salzbeständigkeit bei den Heißkalkmörteln festgestellt werden. „Die Ergebnisse liefern erstmals Materialkennwerte zu Heißkalkmörteln, die eine objektivere Bewertung dieser Kalkanwendungen ermöglichen“, sagt Projektleiter Prof. Heiner Siedel vom Institut für Geotechnik der TU Dresden. „Die Heißkalktechnik ist sicher kein Allheilmittel für umweltgeschädigtes, salzbelastetes Mauerwerk, stellt aber eine für die Zukunft fallweise interessante mögliche Alternative im Umgang mit solchen Bauwerksituationen dar.“
Zum Abschlussbericht des Projektes gelangen Sie hier: https://www.hornemann-institut.de/doi/2019koeb.pdf