Newsletter des Stipendienprogrammes v. 30.09.2010

Infos aus dem Stipendienprogramm - Nr. 40 - Ausgabe III 2010

Caprella mutica ©  Foto: H. Reiss
Abb. 1 Caprella mutica (Männchen) Mit bis zu 50 mm Körperlänge ist C. mutica deutlich größer als die heimische Gespensterkrebsart Caprella linearis.
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11. Beitrag Sabine Schückel

"Aliens in der Nordsee" - der Gespensterkrebs Caprella mutica erobert die südliche Nordsee

Sein Name klingt wie aus einem Gruselmärchen: der "Pazifische Gespensterkrebs" Caprella mutica stammt ursprünglich aus den Küstengewässern Nordostasiens (Abb. 1). Wahrscheinlich als blinder Passagier über Ballastwasser eingetragen, wurde diese invasive Art erstmalig 1994  in europäischen Gewässern in den Niederlanden entdeckt (Cook et al., 2007). Von immer mehr Funden an den Küsten Norwegens, Schottlands, Belgiens und rund um Helgoland und Sylt wurde seitdem berichtet. Nun hat die invasive Art auch den Jadebusen erreicht.

Eine ganzjährige Reproduktion, flexible Ernährungsstrategie und eine breite Toleranz gegenüber Salzgehalt und Temperatur macht diese invasive Art besonders konkurrenzfähig. Außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes ist Caprella mutica vor allem an künstlich angelegten Hartsubstraten, wie Buhnenanlagen, Bojen, Fischkäfigen oder Muschelfangleinen gefunden worden und erreichte Dichten von mehr als 300.000 Individuen pro m². Dieses unerwünschte Anheften von Organismen an marinen Oberflächen wird als "Fouling" bezeichnet.

Massenbesiedlung von C. mutica 1 © Foto: U. Schückel
Abb.2 Massenbesiedlung von C. mutica an einem künstlichen Holzpanel
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Massenbesiedlung von C. mutica 2 © Foto: U. Schückel
Abb.2 Massenbesiedlung von C. mutica an einem künstlichen Holzpanel
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Eine derartige "Fouling-Gemeinschaft" wurde nun auch erstmalig im Sommer 2009 am NWO Terminal in Wilhelmshaven, südlich des neu erbauten Jade-Weser Ports gefunden.  Dabei handelt es sich um dichte Kolonien von Nestern zweier röhrenbauender Flohkrebsarten (Jassa marmorata, Corophium acherusicum) und der daran in Massen anheftenden Caprella mutica (Abb. 2).

Änderungen in der Strömungsgeschwindigkeit und Sedimentzusammensetzung, verursacht durch den Bau des Tiefseewasserhafens, vermuten wir als Ursache für die Besiedlung dieser Fouling-Gemeinschaft.

Welche Auswirkungen und ökologische Konsequenzen eine massive Besiedlung dieser Fouling-Gemeinschaft auf die heimische Fauna hat und welche möglichen Schäden ihre dichte Besiedlung auf Hafenanlagen und Buhnen hat, ist zurzeit schwer abzuschätzen, soll aber Ziel weiterer Untersuchungen sein.

Sabine Schückel (DBU-Stipendiatin) & Ulrike Schückel

Für mehr Infos siehe Publikation:

Schückel U., Schückel S., Beck, M. und Liebezeit, G. (2010). New range expansion of Caprella mutica Schurin, 1935 to the German coast, North Sea

Aquatic Invasions (2010) Volume 5, Supplement 1: S85-S89

doi: 10.3391/ai.2010.5.S1.018