Newsletter des Stipendienprogrammes vom 30.09.2013

Infos aus dem Stipendienprogramm - Nr. 52 - Ausgabe III 2013

Gruppenfoto Stipendiatenseminar Cloppenburg August 2013 vor Schloss Clemenswerth
Gruppenfoto Stipendiatenseminar Cloppenburg August 2013 vor Schloss Clemenswerth
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8. Stipendiatenseminar Cloppenburg August 2013

Im niedersächsischen Cloppenburg trafen sich 20 DBU-Stipendiatinnen und -Stipendiaten bei bestem Augustwetter zum fünftägigen Stipendiatenseminar unter der Leitung von Dr. Hans-Christian Schaefer. Im Mittelpunkt standen die Präsentation und die Diskussion der Forschungsvorhaben untereinander. Neben einem großzügigen Seminarraum bot die katholische Akademie Cloppenburg einige Möglichkeiten zum sportlichen Ausgleich am Abend oder einer morgendlichen Joggingrunde im Grünen.

Die Vorträge verschafften einen spannenden Blick über den eigenen Tellerrand und führten dank der guten Moderatorinnen und Moderatoren zu lebhaften Diskussionen. Der gemeinsame Austausch über unsere Forschungsprojekte und den Alltag als Promovierende wurde abends im „Stübchen“ der Akademie fortgeführt. Zum Programm gehörte auch ein gelungener Grillabend. Für die restlichen Tage hatten sich sowohl die vegetarischen als auch die nicht vegetarischen Stipendiatinnen und Stipendiaten allerdings auf fleischloses Essen geeinigt. Trotz Wahlfreiheit war es allgemeiner Konsens, dass vor dem Hintergrund von Massentierhaltung und ihrer Ökobilanz der Verzicht auf täglichen Fleischkonsum unstrittig ist.

Auch Prof. Dr. Hans-Georg Frede von der Universität Gießen thematisierte die zu hohe Fleischnachfrage unserer Gesellschaft in seinem Abendvortrag „Wasser – mehr als nur ein Lebensmittel“. In Niedersachsen als Bundesland mit dem höchsten Anteil an Massentierhaltung sei man auf den Import von Soja als Futtermittel angewiesen, das in Monokulturen in Südamerika angebaut wird. Neben der schlechten CO2-Bilanz von Fleisch betonte Prof. Frede die Auswirkungen des Soja-Anbaus für die knappen Wasserressourcen in Südamerika – ein Problem, das sich durch den Klimawandel noch verschärfen wird. Außerdem führe die Soja-Verfütterung in der intensiven Viehwirtschaft zu problematischen Stickstoffnitratüberschüssen auf hiesigen landwirtschaftlichen Flächen.

Im Anschluss an seinen Vortrag gab Prof. Frede noch das geheime Talent einer Stipendiatin preis. Ihr gesanglicher Vortrag unter dem Abendhimmel war ein Highlight des Seminars.

Stipendiatenseminar Cloppenburg: riesiger Moorpflug im Museumsdorf Cloppenburg
Stipendiatenseminar Cloppenburg: riesiger Moorpflug im Museumsdorf Cloppenburg
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Zum Wochenprogramm gehörte auch der Ausflug in das barocke Jagdschloss Clemenswerth. Durch eine lebendige Führung gewannen wir einen Einblick in die Lebensweise von Clemens August I. sowie seinen Jagdgästen. Eine weitere Exkursion führte ins Museumsdorf Cloppenburg, das eine neue, von der DBU geförderte, umweltgeschichtliche Ausstellung anbietet. Die Führung im Freilichtmuseum gab einen Überblick über die historische Entwicklung der regionalen Kulturlandschaft. Es wurde gezeigt, wie die unfruchtbare „Geest“ zu vorindustriellen Zeiten durch die Bevölkerung nutzbar gemacht und bewirtschaftet werden konnte. Nicht nur das Bevölkerungswachstum, auch kulturelle Veränderungen lösten neue Ressourcenbedarfe aus, deren Befriedigung zu Landschaftsveränderungen führte.

Wie solche Aneignungsprozesse heute aussehen, lässt sich an der hohen Dichte von Biogas- und Windkraftanlagen sowie den Mais-Monokulturen in der Cloppenburger Region beobachten. Ein Fallbeispiel für die Ursachen dieser Entwicklung in der regionalen Landwirtschaft konnten die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer selbst in Augenschein nehmen. Per Fahrrad besuchten wir einen nahegelegenen Bauernhof. Durch den Bau einer Biogasanlage sowie vier genossenschaftlich finanzierten Windrädern hatte der Landwirt die Entwicklung zum „Energiewirt“ vollzogen. Bei der Besichtigung des Hofes und einer Führung zu den Anlagen konnte ein Einblick in die individuelle Realität dieser alternativen Landwirtschaft gewonnen werden.

Die erlebnisreiche Seminarwoche endete mit einer durchweg lobenden und positiven Feedbackrunde. Bei der Verabschiedung verabredeten sich viele Teilnehmende für das Stipendiatentreffen in Osnabrück zur Verleihung des Deutschen Umweltpreises.

Niels Ohlsen
DBU-Stipendiat und Kommunikator