DBU aktuell Nr. 10 | Oktober 2012

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Anlage am Ilmwehr im Kurpark von Bad Sulza
Unter Wasser: die neue Anlage am Ilmwehr im Kurpark von Bad Sulza

5.) Bewegliches Wasserkraftwerk vereint Vorteile

Im Rahmen zweier Projekte hat die DBU zunächst die Entwicklung und dann die Erprobung einer innovativen Wasserkraftanlage gefördert. Zentrales Merkmal dieser neuen Technologie ist das bewegliche, unterhalb der Wasseroberfläche angeordnete Turbinen- und Generatorgehäuse (siehe Bild), was ein Umströmen des Gehäuses bei starker Wasser­führung ermöglicht. Durch die schwenkbare Ausführung stellt dieses gleichzeitig einen Wehrverschluss dar, sodass auf zusätzliche Bauwerke zur Hochwasserentlastung und Geschiebeweitergabe verzichtet werden kann. Die Vorteile dieses von der Hydro-Energie Roth GmbH (Karlsruhe) umgesetzten Konzeptes:

  • Die Anlage nutzt das Wasserkraft­potenzial effizienter aus als herkömmliche Anlagen und kann durch die einfache Bauweise des Kraftwerkstroges kostengünstiger und schneller errichtet werden.
  • Gleichzeitig werden die Betriebs­kosten durch die effektive Schwemmgut- und Geschiebeweitergabe sowie durch Direktantrieb des vom Betriebswasser gekühlten permanentmagnet-erregten Generators erheblich gesenkt.


Für die Wasserkraftanlage mit einer doppelt regulierten Kaplan-Turbine wurde ein spezielles hydraulisches Design entwickelt: Wesentliches Augenmerk wurde hierbei auf das Saugrohr und das Trogbauwerk gerichtet, um einen hohen zusätzlichen Energiegewinn beim Umströmen des Turbinengehäuses zu erzielen. Durch den dabei entstehenden Ejektoreffekt wird quasi zusätzliches Wasser durch die Turbine »gezogen«.

Dadurch liegt die Kraftwerksleistung im Hochwasserfall um bis zu 50 % höher als bei herkömmlichen Wasserkraftanlagen. Da die Anlage getriebelos läuft, ist sie sehr leise und fügt sich aufgrund der Unterwasserausführung harmonisch in die Umgebung ein.

Die Ergebnisse der Versuchsanlage an der Ilm in Bad Sulza bildeten die Grundlage für zwei große Demonstrationsanlagen an der Kinzig in Gengenbach (530 kW) und Offenburg (450 kW). Das innovative Konzept wurde zwischenzeitlich wiederholt ausgezeichnet, u. a. von der EU als bestes Umweltprojekt 2011.

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