DBU aktuell Nr. 12 | Dezember 2012

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Blühende Streuobstwiese
Blühende Streuobstwiese

4.) Biodiversität im Streuobstkorridor Rhein-Main-Kinzig

Streuobstwiesen haben als Kulturlandschaftselemente eine hohe Bedeutung für den Erhalt der Biodiversität, die regionale Identität, Landschaftsbild und Erholungsfunktionen sowie als Ort der Naturbildung. Hochgradig durch Flächenreduktion, fehlende Pflege- und Nutzungskonzepte gefährdet, stehen sie seit Längerem im Fokus von Naturschutzbemühungen.

Im Projektgebiet Streuobstkorridor Rhein-Main-Kinzig östlich der Stadt Frankfurt (Ausdehnung ca. 40 x 10 km) sollte ein Modell für eine neuartige Vorgehensweise bei der Lebensraumentwicklung von Streuobstwiesen auf der Basis von Untersuchungen zur Zielartengruppe der Fledermäuse entwickelt werden. Dies geschah durch eine moderne und effektive Kombination verschiedener Methoden aus Wissenschaft, Naturschutz­praxis und Öffentlichkeitsarbeit zu einem integrativen Gesamtkonzept.

Als Ergebnisse überraschten zunächst der Umfang der Nutzung der Streuobstwiesen durch die Zielartengruppe der Fledermäuse mit 12–14 nachgewiesenen Fledermausarten. Weiterhin bemerkenswert ist die Erkenntnis, dass die Nutzung der Streuobstwiesen im Projektgebiet durch Fledermäuse einer Saisonalität unterlag. Die Arten- wie auch die Aktivitätsdichte von Fledermäusen nimmt im Laufe des Sommers zu.

Aus den Fledermausuntersuchungen wurden vier Leitsätze zur zukünftigen Pflege von Streuobstwiesen abgeleitet, die die bislang im Streuobstschutz verwendeten fachlichen Kriterien teilweise bestätigen, in Teilen jedoch neu ­gewichten. Darin werden Aussagen zu einem günstigen Bewirtschaftungs- und Pflegezustand von Unterwuchs und Obstbäumen formuliert.

Betont wird die intensivere Nachpflanzung von Obst­bäumen wie die bessere Verknüpfung von Teilhabitaten für Fledermäuse. Für die Maßnahmen­umsetzung in Streuobstwiesen wurden in dem Projekt beispielhaft einige Wege aufgezeigt, wie über die Umsetzung von Ausgleichsmaßnahmen im Zuge von Eingriffen in die Landschaft, über die Generierung von Ökopunkten, Sponsoring und die Förderung beziehungsweise Unterstützung privaten Engagements viel bewegt werden kann.

Bei der Öffentlichkeitsarbeit und Umweltpädagogik im Streuobstschutz spielen aktuell Werte wie regionale Identität, Umweltbewusstsein und der Vorbildcharakter für Kinder eine zunehmend wichtige Rolle, woran bei den Aktionen angeknüpft werden konnte.

Es zeigte sich hierbei, dass die besondere Attraktivität der Fledermäuse dabei mehr Interesse auf Streuobstwiesen zog als bisher verwendete »Flagschiff«-Arten.

Beispielhaft wurden mögliche Ausgestaltungen von Aktionen beschrieben. Wichtige Schwerpunkte waren dabei Veranstaltungen, Naturbildungsangebote und Streuobstkurse für Kinder, Feste, gemeinsame Aktionen in der Landschaft und Aktivierung zu örtlichen Streuobstarbeitskreisen.

Es war für das Projekt wesentlich, dass es einen zentralen Anlaufpunkt für Aktionen und Informationen gibt, das Streuobstinformationszentrum
MainÄppelHaus Lohrberg e. V. Das Zentrum und der umgebende Erlebnisgarten wurden während der Projektlaufzeit projektbezogen umgestaltet.

www.mainaeppelhauslohrberg.de