DBU aktuell Nr. 9 | 2017

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Gruppenaufnahme der Preisträger/-innen des Umweltpreises 2017 © DBU/Peter Himsel
Festakt zur Verleihung des Deutschen Umweltpreises mit (v. l.) den Preisträgern Johannes und Bernhard Oswald, Preisträgerin Inge Sielmann, den Preisträgern Dr. Kai Frobel und Prof. Dr. Hubert Weiger sowie DBU-Kuratoriumsvorsitzender Rita Schwarzelühr-Sutter, Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier und DBU-Vize-Generalsekretär Prof. Dr. Werner Wahmhoff
Überreichung des Ehrenpreises an Doreen de Brum, Tochter von Tony de Brum (†) © DBU/Peter Himsel
Über den Ehrenpreis für ihren Vater, den Ex-Außenminister der Marschall-Inseln Tony de Brum, freut sich Doreen de Brum ( 2. v. r.) mit Moderatorin Judith Rakers (l.), Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks (2. v. l.) und Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm (r.), Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland.

2.) Bundespräsident überreicht Deutschen Umweltpreis an Technik-Pioniere, Naturschutz-Trio und Klimaschützer

»Die Zukunft mag ungewiss sein, aber unsere Preisträger zeigen: Sie ist am Ende das, was wir daraus machen.« Mit diesen Worten würdigte  Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier die Leistungen der diesjährigen Trägerin und Träger des Deutschen Umweltpreises. Vor rund 1200 Festgästen – darunter Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks und Niedersachsens stellvertretender Ministerpräsident Stefan Wenzel – überreichte Steinmeier Ende Oktober in Braunschweig Europas höchstdotierten, unabhängigen Umweltpreis an die Unternehmer Bernhard und  Johannes Oswald (Miltenberg) sowie die Naturschützer Inge Sielmann (München), Dr. Kai Frobel (Nürnberg) und Prof. Dr. Hubert Weiger (Fürth).  Vater und Sohn Oswald erhielten die Auszeichnung für die Entwicklung eines besonders energiesparenden Elektromotors, das Naturschützer-Trio für seinen Einsatz für das erste und größte gesamtdeutsche Naturschutzprojekt, das »Grüne Band«. Den mit 10 000 Euro dotierten DBU-Ehrenpreis erhielt posthum der Ex-Außenminister der Marshall-Inseln, Tony de Brum.

An die Initiatoren des »Grünen Bandes« gewandt, sagte der Bundespräsident, zum Glück sei Frobel bereits in den 1970er-Jahren auf die Idee gekommen, aus dem Todesstreifen, einem Band des Schreckens, ein »Grünes Band« der Hoffnung zu machen. Mit Inge Sielmann und der Sielmann-Stiftung sowie vielen anderen habe diese Idee tatkräftige Unterstützung gefunden und sei heute Realität geworden. Und dank des Engagements von Weiger sei das »Band« bald nicht mehr nur eine deutsche, sondern eine europäische Idee geworden. Steinmeier: »Ich finde, unter den vielen Geschichten, die kursieren, ist das eine besonders schöne Nachwendegeschichte.«

 

Klar vernehmbare und weltweit geachtete Stimme

Das Klimaschutzabkommen von Paris 2015 habe gezeigt, so Steinmeier weiter, dass die Weltgemeinschaft in der Lage sein könne, sich auf  gemeinsame Ziele in der Umweltpolitik zu verständigen. Die Pariser Folgeverhandlungen im November in Bonn seien gerade für Deutschland ein besonderes Anliegen. Ziel sei es, dass die Staatengemeinschaft auf die Bedürfnisse gerade auch der kleineren Länder eingeht, die keine Stimme haben im großen Weltkonzert. Vor allem die kleinen Inselstaaten bangten angesichts des steigenden Meeresspiegels um ihr Land. Tony de Brum, der ehemalige Außenminister der Marshall-Inseln, habe deren Interessen eine »klar vernehmbare und weltweit geachtete Stimme« gegeben.

Doch Abkommen und Gesetze könnten immer nur der erste Schritt sein, konstatierte der Bundepräsident. Viel wichtiger sei es am Ende, den gesetzlichen Rahmen mit guten Ideen auszufüllen. Als innovativem Mittelständler mit besonderer Expertise für Elektromotoren sei es der Firma Oswald gelungen, einen um bis zu 50 % wirkungsvolleren Antrieb für Industrieanwendungen zu entwickeln. »Das ist ein beeindruckender Erfolg und verdient großen Respekt – gerade auch für einen Familienunternehmer, der diese Entwicklung aus dem laufenden Betrieb finanzieren muss. Die Firma Oswald steht beispielhaft für all die kleinen und mittleren Familienunternehmen, die Deutschland bereicherten, nicht nur wirtschaftlich«, so Steinmeier.

 

Prototyp der beeindruckenden Mittelständler

Als Mitglieder der Jury des Deutschen Umweltpreises, auf deren Vorschlag hin das Kuratorium der DBU die jeweiligen Preisträger eines Jahres auswählt, gingen Prof. Dr. Heidi Foth (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Mitglied des Sachverständigenrates für Umweltfragen) und Dr. Andreas Bett (Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE; DBU-Umweltpreisträger 2012), auf die Leistungen der Preisträger 2017 ein. Bett würdigte die Firma Oswald als Prototyp der sehr beeindruckenden Mittelständler in Deutschland. Foth lobte den Enthusiasmus der  Naturschützer des »Grünen Bandes«, die das besondere ökologische Leben im »Todesstreifen« früh erkannt, Mitstreiter in Ost und West gefunden und ein unglaublich kleines Zeitfenster genutzt hätten, um Dinge zu bewahren, die sonst verloren gewesen wären. Den Ende August verstorbenen DBU-Ehrenpreisträger Tony de Brum würdigte Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland. Bedford-Strohm wörtlich: »Ich verneige mich vor seiner Lebensleistung. Er hat sich um die ganze Menschheit verdient gemacht.«

 

Denkmal der Überwindung der deutsch-deutschen Grenze

Die Preisträger selbst machten in Filmen, die während des Festaktes eingespielt wurden, und im Gespräch mit Moderatorin Judith Rakers ihre Positionen deutlich. Johannes Oswald wies darauf hin, dass seine Motoren jährlich 1,5 Terawattstunden Energie einsparten. Seine Vision sei es, andere Menschen davon zu überzeugen, dass es »unserer Welt guttut«, wenn Ökologie, Ökonomie und Soziales in einem guten Verhältnis zueinander stünden. Weiger unterstrich, dass der Fall der Mauer die große Chance für einen Aufbruch des Naturschutzes in Deutschland bedeutet habe. »Wir können nicht nur Grenzen niederreißen, wir können auch Grenzen positiv überwinden, und wir können erkennen, dass die Kraft Europas in der Vielfalt liegt.« Ohne das ehrenamtliche Engagement Hunderter von Menschen wäre aber das alles nicht möglich gewesen. Auch Frobel ging auf die »damals desolate Situation des Naturschutzes in Deutschland« ein. An der »scheußlichen Grenze« Natur zu beobachten, habe Naturschutz zwischen scharf geladenen Waffen hier wie dort bedeutet. Ein »besseres Denkmal der Überwindung der deutsch-deutschen Grenze« als das »Grüne Band« könne es nicht geben, unterstrich auch Inge Sielmann.

Zu den Gratulierenden gehörten auch die DBU-Kuratoriumsvorsitzende und parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium Rita Schwarzelühr-Sutter und der stellvertretende DBU-Generalsekretär Prof. Dr. Werner Wahmhoff. Musikalisch wurde die Preisverleihung vom vierstimmigen A-Cappella-Chor »Les Brünettes« umrahmt.

Zur Umweltpreis-Webseite: www.dbu.de/umweltpreis