DBU aktuell Nr. 05 | 2018

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Diskutierten auf der DBU-Sommerakademie © Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Diskutierten auf der DBU-Sommerakademie (von links nach rechts): Prof. Dr. Werner Wahmhoff, Dr. Holger Hoff, Prof. Dr. Friedhelm Taube, Dr. Rainer Schnee, Prof. Dr. ir. Wim de Vries und DBU-Generalsekretär Alexander Bonde

1.) DBU-Sommerakademie: »Zukunftsstrategien für Phosphor und Stickstoff«

Die Belastungsgrenzen sind überschritten: Nämlich die globalen Grenzwerte, die das Konzept der Planetaren Leitplanken (Planetary Boundaries) für biochemische Stoffflüsse, sprich Stickstoff und Phosphor, angibt. »Mit den Planetaren Leitplanken ist es wie mit einer Leitplanke im Verkehr: Wir tun besser daran, sie einzuhalten«, erläuterte Dr. Holger Hoff vom Stockholm Environment Institute zum Auftakt der 24. DBU-Sommerakademie »Das richtige Maß: Zukunftsstrategien für Phosphor und Stickstoff« im Evangelischen Zentrum Kloster Drübeck. Auf Einladung der DBU diskutierten rund 90 Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Wasserwirtschaft, Landwirtschaft, Politik, Fachbehörden, Kommunen und Unternehmen vom 4. bis 6. Juni im Plenum und in drei Workshops darüber, wie sich die Einträge der Nährstoffe Stickstoff und Phosphor in die Umwelt verringern lassen und mit welchen kommunikativen Konzepten dies zu unterstützen ist.

»Do more with less«, so brachte Prof. Dr. ir. Wim de Vries von der Wageningen University & Research seinen Lösungs­vorschlag auf den Punkt. Gemeint war damit, die Effizienz des Stickstoff- bzw. Phosphoreinsatzes zu erhöhen und so das Austragen dieser Pflanzennährstoffe in Luft und Wasser zu verringern. Dazu formulierte de Vries vier Handlungs­ansätze: 1) weniger Fleisch essen, 2) tierische und menschliche Ausscheidungen im Kreislauf führen, 3) Ernteabfälle weiterverwerten und 4) Lebensmittelverluste sowie Lebensmittelverschwendung vermeiden. Prof. Dr. Friedhelm Taube von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel präzisierte im Hinblick auf Stickstoff, dass »more with less« nicht ein Mehr an Ertrag, sondern ein Mehr an Ökoeffizienz bedeuten müsse. Es gelte, die geringstmöglichen Emissionen pro Produkteinheit bei einer möglichst hohen Produktion zu erreichen. Er ergänzte: »Bei der Umsetzung von politischen Zielen im Agrarumweltbereich Deutschlands ist seit mehr als 20 Jahren von einem ausgeprägten Politikversagen zu sprechen – das ist das eigentliche Problem.«

In Bezug auf Phosphor schreibt die novellierte Klärschlammverordnung (AbfKlärV) vor, Phosphat aus Klärschlamm bzw. Klärschlammasche ab dem Jahr 2029 zurückzugewinnen. Bereits 2023 müssen alle Kläranlagen unabhängig von ihrer Größe Konzepte dazu vorlegen, wie sie zukünftig im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes mit ihrem Klärschlamm umgehen. »Das Phosphor-Recycling darf kein Selbstzweck sein, sondern muss wirtschaftlich sein«, betonte Dr. Rainer Schnee, Vorsitzender der Deutschen Phosphor-Plattform DPP e. V. Für die rückgewonnenen Phosphate wäre ein Einsatz als Düngemittel im ökologischen Landbau ein »sehr sinnvoller Verwertungsweg«.

Insbesondere die abschließende Podiumsdiskussion zeigte auf, dass sich unter den vielen Maßnahmen und Konzepten zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm momentan ein Trend zur Monoverbrennung abzeichnet. Daher sollten unbedingt Verfahren entwickelt werden, um die aus der Monoverbrennung stammende Asche zu einem nutzbaren Düngemittel weiterzuverarbeiten. Unabhängig davon sollten alle Technologien, die einen gewissen Reifegrad erreicht haben, mit begleitender Forschung zur Marktreife gebracht werden.

Auch der Blick über die Landesgrenzen hinweg zu den deutschen Nachbarn ist aufschlussreich: Stoffflussanalysen für Stickstoff und Phosphor, wie sie in Österreich realisiert sind, wurden als sinnvoll herausgestellt und die Düngeverordnung Dänemarks, die absolute Obergrenzen für die Stickstoff- und Phosphor-Düngung vorschreibt, als beispielgebend angesehen.

»Die Emissionen von Stickstoff und Phosphor lassen sich reduzieren, dafür gibt es Beispiele«, so der stellvertretende DBU-Generalsekretär Prof. Dr. Werner Wahmhoff in seinem Schlusswort. »Die DBU wird sich auch weiterhin fragen, wo sie fördernd eingreifen soll.« Bereits seit vielen Jahren unterstützt die DBU Dünge-, Tierhaltungs- und Fütterungsmethoden, mit denen deutlich weniger Stickstoffverbindungen in die Umwelt gelangen, und Projekte, die einen Beitrag zum Schließen des Phosphor-Kreislaufs leisten, ebenso wie Vorhaben zum zielgruppenspezifischen Vermitteln neuer Erkenntnisse und Bildungskonzepte.