DBU aktuell Nr. 05 | 2018

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

DBU-Expertin Dr. Susanne Wiese-Willmaring © Deutsche Bundesstiftung Umwelt
DBU-Expertin Dr. Susanne Wiese-Willmaring

3.) Tiergerecht und umweltschonend: Ställe der Zukunft

Neue Tierhaltungskonzepte gelten als ein Weg, den Eintrag von Stickstoffverbindungen in die Umwelt zu verringern. Über »Ställe der Zukunft« sprach DBU aktuell mit der DBU-Expertin und Tierärztin Frau Dr. Susanne Wiese-Willmaring, Leiterin der DBU-Projektgruppe »Lebensmittel und Stickstoff«.

 

DBU aktuell: Wie sieht der Stall der Zukunft aus und wie kann seine Entwicklung vorangebracht werden?

Dr. Susanne Wiese-Willmaring: Ein zukunftsfähiger Stall muss zwingend den gesellschaftlichen und politischen Forderungen nach mehr Tiergerechtheit und nach einer drastischen Verminderung der Emissionen aus der Tierhaltung nachkommen. Darüber hinaus müssen neuartige Haltungssysteme aber auch wirtschaftlich konkurrenzfähig sein und heutigen Ansprüchen an Arbeitsplatzqualität entsprechen. Nur unter diesen Voraussetzungen können sie Akzeptanz finden und dazu beitragen, bäuerliche Existenzen dauerhaft zu sichern. Um all dies zu erreichen, bedarf es gesellschaftlicher, aber auch politischer Weichenstellungen, die anders als die bisherige, primär auf Wirtschaftlichkeit und Effizienz aus­gerichtete Rahmensetzung Nach­haltigkeits- und Tierwohlaspekte verstärkt in den Fokus nehmen und auch honorieren.

DBU aktuell: Was bietet ein solcher Stall den Tieren?

Wiese-Willmaring: Neue Stallkonzepte orientieren sich zunehmend an den immer lauter werdenden gesellschaftlichen Forderungen nach einer tiergerechteren Tierhaltung. Für den Schweinebereich bedeutet dies, dass den Tieren eine strukturierte Bucht mit Ruhebereich, Fress- und Aktivitätszone, Kot- und gegebenenfalls auch Auslaufbereich zur Verfügung steht. Der Stall soll in den unterschiedlichen Zonen bedarfsgerecht klimatisiert sein, aber auch Kontakt zu Umweltreizen wie Sonne, Wind und unterschiedliche Außen­temperaturen zulassen. Eine an den Bedarf der Tiere angepasste Fütterung und die Anreicherung der Umgebung durch geeignetes Beschäftigungsmaterial gehören selbstverständlich auch dazu.

DBU aktuell: Was hat die Umwelt davon?

Wiese-Willmaring: Hier kann es in der Tat zu einem Zielkonflikt kommen. Im Zusammenhang mit der oben beschriebenen Umgestaltung der Buchten und Vergrößerung des Flächenangebotes je Tier ist ein Anstieg der Emissionen in die Umwelt zu erwarten. Dies gilt es durch innovative Ansätze, zum Beispiel für einen »güllelosen Stall«, zu vermeiden. Eine frühzeitige Trennung von Kot und Harn soll insbesondere die Ammoniak­emissionen stark reduzieren und ermöglicht außerdem die getrennte Aufbereitung der Exkremente zu hochwertigem Dünger. Auf diese Weise soll eine deutliche Umweltentlastung erreicht werden, indem der Stickstoff aus den tierischen Exkrementen im Sinne eines natürlichen Kreislaufes bedarfsgerecht wieder der ackerbau­lichen Nutzung zugeführt wird.