DBU aktuell Nr. 05 | 2018

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

DBU-Sommerakademie 2018 - Workshop 2: Stroh zu Gold spinnen? © Deutsche Bundesstiftung Umwelt

2.) Phosphor und Stickstoff: Innovative Konzepte, aktuelle Herausforderungen und kommunikative Ansätze

Drei Workshops boten am zweiten Tag der DBU-Sommerakademie die Möglichkeit, einzelne Themen zu vertiefen. Nachfolgend die wichtigsten Ergeb­nisse.

Workshop 1: Innovationen rund um Düngemittel

In Deutschland sind große Teile der landwirtschaftlichen Nutzfläche gut mit Phosphor (P) versorgt. In Regionen mit hohem Tierbestand sind die Böden bei einer Luxusversorgung angekommen, die zu Umweltbelastungen führt. An welchen Stellschrauben gedreht werden muss, um das P-Management zu optimieren, wurde in Österreich über eine mehrjährige Stoffstrombilanz ermittelt. Anhand dieser ganzheitlichen Betrachtung kann dargestellt werden, dass zum Beispiel bezogen auf Österreich ein geringerer Fleischkonsum sowie ein erhöhtes P-Recycling aus Klärschlamm zu einer verbesserten Bilanz beitragen würden. Ganzheitliche und systemische Betrachtungen werden auch für andere Länder empfohlen und sollten routinemäßig in die Statistik aufgenommen werden. Die bisherigen Zahlenwerte für Bodengehalte an pflanzenverfügbarem Phosphor können auf nahezu allen Böden in Deutschland ohne Einbußen an Quantität und Qualität der Ernteprodukte um ein Drittel reduziert werden. Bedarf und Pflanzenverfügbarkeit müssen zukünftig ermittelt werden, um effizient zu wirtschaften. So könnten beispielsweise neue digitale Analyseverfahren zukünftig helfen, den P-Bedarf direkt an der Pflanze zu bestimmen. Grundsätzlich wurde beanstandet, dass der Abstand zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und Umsetzung in die Praxis gewachsen ist. Daher wird empfohlen, Transformationsprozesse im Dialog mit Wissenschaft und Praxis zu verbessern.


Workshop 2: Stroh zu Gold spinnen? »Trockene« Themen in Kommunikation, Journalismus, Bildung

Phosphor, Stickstoff, Planetare Leitplanken: Wie lassen sich komplexe, auf den ersten Blick alltagsfern erscheinende Nachhaltigkeitsthemen »schmackhaft« aufbereiten, sodass sie Neugier wecken, wahrgenommen werden und systemisches Denken fördern? Kreative Beispiele dafür lieferte der Kommunikations-Workshop der DBU-Sommerakademie – angefangen von einem Service-Learning-Projekt der Universität Siegen, in dem Schülerinnen und Schüler Landwirtschaftsbetriebe zum Thema flächendifferenzierte Düngung beraten, und einem Projekt der Universität Bremen zum Ausprobieren verschiedener Phosphat-Rückgewinnungsmethoden im Schülerlabor, über eine zielgruppenorientierte Kommunikationsstrategie der Deutschen-Phosphor-Plattform e. V. (Frankfurt) und das Sachcomic »Die Anthropozän-Küche«, umgesetzt von der Agentur MINT WISSEN (Berlin), bis hin zur DBU-eigenen Ausstellung »MenschenWelt«.

Übereinstimmend stellten die Workshop-Teilnehmenden heraus, dass auch vermeintlich »trockene« Themen spannend zu kommunizieren sind, wenn Alltagsbezüge hergestellt, die Relevanz der Themen aufgezeigt und gute, zielgruppengerechte Erklärungen verwendet werden. Wichtig sei auch das Erzählen von Erfolgsgeschichten, um die sogenannte Reaktanz zu vermeiden – ein Abwenden aus dem Gefühl heraus, dass sich »eh nichts tun lässt».

Zum Abschluss des Workshops bearbeiteten die Teilnehmenden zwei Aufgabenstellungen in Form von Design Sprints und entwickelten so kurzerhand die Grundlagen für zwei zielgruppengerechte Kommunikationskonzepte.


Workshop 3: Strategien zur Kreislaufführung von Phosphor

In den letzten Jahren wurden eine Reihe von neuen erfolgversprechenden Technologien zur Entfernung und Rückgewinnung von Phosphor aus dem Abwasser, dem Klärschlamm oder aus der Klärschlammasche entwickelt und teilweise bereits in der Praxis erprobt. Einige davon – wie das ExtraPhos-Verfahren und das TetraPhos-Verfahren – wurden im Workshop beispielhaft vorgestellt. Es zeigte sich allerdings, dass es oft noch an Betreibererfahrungen sowie an Informationen über Kosten und Zuverlässigkeit mangelt, um das Etablieren geeigneter Technologien zu fördern. Im Hinblick auf die neue Klärschlammverordnung setzen viele, vor allem große Betreiber derzeit auf die Schlamm-Monoverbrennung. Dennoch sollte nach Meinung einiger Diskussionsteilnehmender auch die Nutzung bestehender Mitverbrennungswege, etwa in Zementwerken, weiterverfolgt werden.

Vor dem Hintergrund des aktuellen Entsorgungsengpasses für Klärschlamm gelte es, kurzfristige Lösungen wie eine Zwischenlagerung zu erreichen, erläuterten Ralf Hilmer und Ralf Schüler von der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA). Grund dafür sind die Ausbringungsbeschränkungen aufgrund des neuen Düngemittelrechts und der Klärschlammverordnung sowie deutlich reduzierte (Mit-)Verbrennnungs­kapazitäten.

Vor allem in einem Punkt waren sich die Workshop-Teilnehmendem einig: Das Ziel, gemeinsam kluge regionalbezogene Lösungen zu finden und die anfallenden Klärschlämme als Rohstoffquelle für Phosphor zu etablieren, sollte nicht aus den Augen verloren werden.