DBU-Symposium in Erfurt | 27.10.2018 | "Klimakonferenz in Katowice: Wie erreichen wir die Klimaziele?"

Im November 2016 trat das Klimaabkommen von Paris in Kraft. Wie das 2-Grad-Ziel geschafft werden soll, ist noch nicht beschlossen. Im Hinblick auf die Klimakonferenz in Katowice im Dezember 2018 diskutierten Fachleute unterschiedlicher Disziplinen, wie das Klimaabkommen unter Berücksichtigung nationaler, europäischer sowie globaler Erfordernisse konkret umgesetzt werden kann. Die Details finden Sie auf den folgenden Seiten.

UWP18_Symposium_Diskussion © DBU
Podiumdiskussion mit Fragen aus dem Publikum.

4.) Podiumsdiskussion

Miteinander sowie mit dem Publikum diskutierten:

  • Prof. Dr. Ottmar Edenhofer, Direktor und Chefökonom des PIK, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung:
    „Eine Klimapolitik ohne CO2-Preis ist genauso undenkbar wie eine moderne Medizin ohne Antibiotika.“

  • Holger Lösch, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie e. V.:
    „Wir als BDI machen seit Jahren das Thema CO2-Preis immer wieder auf, weil der Wirtschaft eine Handelslösung natürlich näher liegt als Ordnungspolitik oder Ordnungsrecht.“

  • Johannes Oswald, Geschäftsführer der Oswald Elektromotoren GmbH, Umweltpreisträger 2017:
    „Mein dringender Wunsch sind nicht detaillierte Beschlüsse, sondern ein großer Rahmen, in dem wir uns als Wirtschaft möglichst frei bewegen können. Dieser Rahmen kann ein CO2-Preis sein.“

  • Prof. Dr. Sabine Schlacke, Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen:
    „Die internationale Gemeinschaft und auch die Europäische Union sind nicht in der Lage, effektive Maßnahmen und ambitionierte Ziele festzulegen. Die Anstoßfunktion könnten Klagen liefern.“

  • Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND), Umweltpreisträger 2017:
    „Je mehr Menschen sichtbar auf die Straße gehen, umso größer sind nicht nur die Berichte in den Medien, sondern umso mehr wird auch die Politik ermuntert, tatsächlich zu handeln.“


Auf dem DBU-Youtube-Kanal finden Sie einen Mitschnitt der Diskussion.

Als »sinnvollste Politik« zur Senkung der CO2-Emissionen bezeichnete Ottmar Edenhofer einen angemessenen CO2-Preis: »Eine Klimapolitik ohne CO2-Preis ist genauso ‚sinnvoll' wie eine moderne Medizin ohne Antibiotika. Antibiotika sind nicht alles, aber eine moderne Medizin ohne Antibiotika ist undenkbar!« Bis zum Jahr 2030 müsse der Preis pro Tonne CO2 auf 100 Dollar ansteigen. Aktuell liegt er im EU-Emissions­handel bei etwa 18 Euro. Darüber hinaus verwies Edenhofer darauf, dass der Sonderbericht zum 1,5-Grad-Ziel des Weltklimarates (IPCC) auch die hoch umstrittenen negativen Emissionstechnologien, also Technologien zum Rückholen von CO2 aus der Atmosphäre, als unabdingbar aufführt.

Sabine Schlacke, Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) nannte Steuern und rechtliche Schritte als weitere Mittel zum Erreichen der Klimaziele: »Die internationale Gemeinschaft und auch die Europäische Union sind nicht in der Lage, effektive Maßnahmen und ambitionierte Ziele festzulegen. Klagen könnten einen Anstoß liefern.« Darüber hinaus forderte Schlacke, eine multidimensionale Gerechtigkeitsdebatte zu führen, die sowohl die Betroffenen von Klimaschutzmaß­nahmen als auch die von Klimafolgen sowie künftige Gene­rationen mit einbezieht.

»Dass wir vor Gericht gehen können, sollte nicht die Lösung sein«, sagte Johannes Oswald, Geschäftsführer der Oswald Elektromotoren GmbH. Der DBU-Umweltpreisträger des Jahrs 2017 argumentierte dafür, die Menschen über eine emotionale Ebene zu erreichen: »Der Mensch hat sehr viele positive Eigenschaften. Die müssen wir anzapfen, um die Klimaziele zu erreichen.« Für die Industrie forderte Oswald auch im Hinblick auf die Konferenz in Katowice: »Mein dringender Wunsch sind nicht detaillierte Beschlüsse, sondern ein großer Rahmen, in dem wir uns als Wirtschaft möglichst frei bewegen können. Dieser Rahmen kann ein CO2-Preis sein.«

Auch der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bundes­verbandes der Deutschen Industrie e. V. (BDI), Holger Lösch, betonte: »Wir als BDI machen seit Jahren das Thema CO2-Preis immer wieder auf, weil der Wirtschaft eine Handels­lösung natürlich näher liegt als Ordnungspolitik oder Ordnungsrecht.« Eine wichtige Frage sah Lösch in den Bedingungen für ausländische Wettbewerber: »Laufen die anderen in Turnschuhen und wir in Bleischuhen? Daher würden wir die CO2-Bepreisung am liebsten gemeinsam mit unseren wichtigsten Partnern, Märkten und Konkurrenten machen.«

Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) und ebenfalls DBU-Umweltpreisträger 2017, brachte den »Druck von der Straße« als weitere Anstoßmöglichkeit für Veränderungen in die Diskussion. »Ohne den läuft nichts. Je mehr Menschen sichtbar auf die Straße gehen, umso größer nicht nur die Berichte in den Medien, sondern umso mehr wird auch die Politik ermuntert, tatsächlich zu handeln.« Es sei notwendig, zu einer Konzeption zu kommen, die über Wahlperioden hinausgehe und die vor allem auch jungen Menschen eine Perspektive gebe, so Weiger.