DBU aktuell Nr. 1| 2023

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Trotz des Aufwands bewerten die Projektverantwortlichen das Vorhaben positiv und wollen weiterhin ausschließlich Mehrwegbecher anbieten. © Cineplex Aachen
Trotz des Aufwands bewerten die Projektverantwortlichen das Vorhaben positiv und wollen weiterhin ausschließlich Mehrwegbecher anbieten
Download

3.) DBU-Pilotprojekt zu Mehrwegbechern im Kino

Sie gilt für Lieferdienste, Restaurants, Bistros, Kantinen, Cateringanbieter, Cafés, aber auch Supermärkte, Tankstellen oder andere Lebensmittelgeschäfte: Seit dem 1. Januar 2023 schreibt die im Verpackungsgesetz verankerte Mehrwegangebotspflicht vor, Mehrweglösungen als Alternative zu Einwegbehältern für Essen und Getränke zum Mitnehmen und Bestellen anzubieten. Hintergrund ist die starke Zunahme von Einwegverpackungen für Speisen und Getränke zum Mitnehmen. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes von 2019 werden allein in Deutschland jährlich 2,8 Milliarden Coffee-to-go-Einwegbecher verbraucht – das sind 5.300 Becher pro Minute. Das bedeutet 111.000t CO2-Ausstoß, 43.000 gefällte Bäume, 40.000t Abfall, 1,5 Mrd. Liter Wasserverbrauch, 320 Mio. kWh Strom, 3.000t Rohöl. Durch die Coronapandemie hat sich die Entwicklung noch verstärkt. Mehrweg tut Not, doch wie lässt sich der Wechsel von der Einweg- zur Mehrwegverpackung umsetzen?

Mehrwegbecher verursacht Mehraufwand und höhere Kosten

Das erprobt bereits seit Anfang 2020 das von der Familie Stürtz geführte Cineplex Kino Aachen. Dort wurden Einwegbecher aus Papier mit Folienbeschichtung durch Mehrwegbecher aus Polypropylen ersetzt. Dazu wurden nicht nur neue Becher angeschafft, sondern auch Rückgabeboxen aufgestellt, ein Dienstleister für das umweltschonende Spülen der Becher gefunden, der effiziente Transport der Becher organisiert und die gesamte Aktion über Aushänge, die sozialen Medien, das Personal vor Ort, Hinweisschilder und Einblendungen auf der Kinoleinwand beworben, um den Kinogästen die neuen Abläufe so einfach und intuitiv wie möglich zu machen.

„Wir glauben an das Konzept des Mehrwegbechers"

Im Projektverlauf mussten nicht nur Einschränkungen durch die Coronapandemie bewältigt, sondern auch das Bechermaterial und die Transport- und Reinigungsabläufe optimiert werden. Unangemessenes Verhalten der Gäste stellte eine weitere Herausforderung dar: So wurden viele der pfandfreien Becher nicht vom restlichen Müll getrennt oder beim Verlassen des Kinos einfach mitgenommen. Hier wurde die Kommunikation noch einmal verstärkt. Wirtschaftlich betrachtet verursachte der Mehrwegbecher durch Ersatzbeschaffung, erhöhten Personalbedarf sowie die Spül- und Transportvorgänge deutlich höhere Kosten. Eine Folge könnte sein, den Getränkepreis zu erhöhen.

Trotz des Aufwands bewerten die Projektverantwortlichen das Vorhaben positiv und wollen weiterhin ausschließlich Mehrwegbecher anbieten. „Wir glauben an das Konzept des Mehrwegbechers und erhoffen uns einen positiven „Marketingeffekt“ zugunsten der Umwelt“, so Projektleiter Leonhard Stürtz. Als nächster Schritt ist geplant, eine Mehrwegbechervariante herauszubringen, die für alle Cineplex Kinos nutzbar ist.


Mehr zum Projekt und der Abschlussbericht mit einer ausführlichen Beschreibung findet sich hier.