Newsletter des Stipendienprogrammes vom 15.12.2017

Infos aus dem Stipendienprogramm - Nr. 69 - Ausgabe IV 2017

Fachkolloquium „Mikroplastik“ auf Helgoland August 2017  © Claudia Lorenz
Fachkolloquium „Mikroplastik“ auf Helgoland August 2017
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17.) Bericht zum Fachkolloquium „Mikroplastik in aquatischen Systemen“

Am 30.08.2017 machten wir uns mit der Fähre auf nach Helgoland, inmitten der Nordsee gelegen. Außer mit dem Schiff ist Deutschlands einzige Hochseeinsel nur mit kleinen Flugzeugen zu erreichen. Es leben ca. 1.200 ganzjährige Einwohner auf Helgoland, ca. 70 davon sind bei der Biologischen Anstalt Helgoland, einer Außenstelle des Alfred-Wegener-Instituts, beschäftigt. Damit ist das Forschungsinstitut eines der größten Arbeitgeber der Insel, wie wir in einem ersten Vortrag von Eva-Maria Brodte, der Leiterin für Gastforschung am Institut, beim Auftakt der Veranstaltung erfahren konnten.

Neben dem Felswatt bietet die Insel auch Deutschlands einzige Brutkolonien von Trottellummen und Basstölpeln. Die Trottellummen-Küken waren bereits ausgeflogen, aber die letzten verbleibenden Basstölpel mit ihren Jungen konnten wir bei unserem Ausflug zum Lummenfelsen mit Rebecca Störmer vom Verein Jordsand noch sehen. Leider konnte hier auch der erste Eindruck von den negativen Auswirkungen, die Plastikmüll in der Umwelt hervorruft, aus erster Hand erfahren werden: Die Tiere verwenden erstaunlich viel aufgefundenes Plastik als Nistmaterial und können sich dabei mit dem Plastik strangulieren oder permanent am Felsen fixieren.

Am zweiten Tag stellten wir uns gegenseitig unsere Themen vor. Dabei ging es von der Belastung der Nordsee mit Mikroplastik, Mikroplastik an der slowenischen Küste sowie den Effekten von Mikroplastik auf Muscheln bis zu schwermetallfällenden Characeen und antimikrobiellen Peptiden. Der darauffolgende Vortrag von Gunnar Gerdts lieferte einen eindrucksvollen Überblick über die bisherige Forschung an Mikroplastik in der aquatischen Umwelt sowie damit einhergehende Probleme. Dabei wurde recht eindrücklich klar, dass die Forschung zwar methodisch in den letzten Jahren gut vorangekommen ist, es allerdings noch zu früh ist, um Konzentrationen und Konsequenzen von Mikroplastik in aquatischen Systemen abschätzen zu können.

Nach der Mittagspause stellte Sebastian Primpke die Detektionsmethode von Mikroplastik mithilfe eines Fourier-Transform-Infrarot-Spektroskops (FT-IR) und Raman-Spektroskops vor. Weiterhin gab es noch eine Führung durch die Labore der Biologischen Anstalt Helgoland. Im Anschluss daran diskutierten wir über Kontamination im Labor und ihre Vermeidung, da sich dieser Punkt bei den Vorträgen des bisherigen Tages besonders für die Mikroplastikanalytik als wichtig herausgestellt hatte. Um dem sehr theoretisch ausgerichteten Tag noch etwas Praktisches hinzuzufügen, wurde als letzter Tagesordnungspunkt exemplarisch begonnen, eine 5 L Wasserprobe aus der Kieler Förde aufzubereiten. Da eine Wasserprobenaufbereitung allerdings mindestens 5 Tage im Schnellverfahren benötigt, konnte diese Bearbeitung während des Seminars nicht beendet werden. Den Tag rundeten wir dann mit einem gemeinsamen Essen ab.

Am bereits letzten Tag des Seminars begann der Morgen mit einem Vortrag von Antje Wichels über ihre Arbeit im Schülerlabor OPENSEA und das Thema Umweltbildung. In diesem Zusammenhang wurde auch das durch die DBU geförderte Projekt vorgestellt, welches sich am Schülerlabor mit der Entwicklung von Modulen zum Thema Plastik im Meer befasst. Daran anknüpfend diskutierten wir noch weiter über Umweltbildung und Kommunikation von Wissenschaft sowie Gute Wissenschaftliche Praxis. Dabei wurde auf die Richtlinien der DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) hingewiesen und darüber diskutiert, wo Manipulation anfängt und ob der Publikationsdruck dazu führt, dass die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit leidet.

Das letzte Highlight war dann ein kurzer Ausflug zur Helgoländer Düne, die eine 10-minütige Fährfahrt von der Hauptinsel entfernt ist. Neben den Robben, die am Strand zu bestaunen waren, wurde diese Exkursion außerdem für eine offene Feedback-Runde genutzt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Seminar für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie Organisatorinnen und Organisatoren ein voller Erfolg war. Besonders der Austausch zwischen verschiedenen (naturwissenschaftlichen) Disziplinen war sehr erfolgreich und zeigt uns, wie wichtig auch interdisziplinäre Seminare sind. Alle Beteiligten konnten daher viel aus den drei Tagen mitnehmen, was nicht auch zuletzt dank der großartigen Gastvorträge gelungen ist. Ein weiterer Dank gilt Dr. Volker Wachendörfer und der DBU, die dieses Fachkolloquium ermöglicht haben.

Claudia Lorenz und Thea Hamm
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