DBU aktuell Nr. 1 | 2017

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

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Horst Köhlers Festrede war Schluss- und Höhepunkt eines Kongresses, zu dem die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens eingeladen hatte.
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1.) Bundespräsident a. D. Köhler attestiert DBU zur 25-Jahrfeier »ökologische Weitsicht« und fordert von Politik und Gesellschaft mehr Mut

»Die größte Herausforderung der Menschheit im 21. Jahrhundert ist es, allen Menschen ein Leben in Würde zu ermöglichen, ohne dabei unseren Planeten zu zerstören. Das kann und wird nicht mit dem jetzigen Wohlstands- und Wachstumsmodell der Industrieländer gelingen. Wenn alle Menschen so produzieren und konsumieren würden wie die Europäer und Amerikaner, dann bräuchten wir drei oder vier Planeten in Reserve. Die haben wir aber nicht.« – Bundespräsident a. D. Prof. Dr. Horst Köhler zog in seiner Festrede dieses Fazit. Köhlers Festansprache war der Schluss- und Höhepunkt eines Kongresses, zu dem die Deutsche Bundes­stiftung Umwelt (DBU) anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens am 8. Dezember 2016 ins Radialsystem V Berlin eingeladen hatte.

DBU »ökologische Weitsicht« attestiert
Köhler, der der DBU eine »ökologische Weitsicht« attestierte, »die wir heute mehr denn je nötig haben«, betonte, wenn er heute über die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen, die sogenannte Agenda 2030, und den Pariser Klimavertrag sprechen solle, sei das ein großes Thema, weil diese Rahmenvereinbarungen eine neue große Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft weltweit zum Ziel hätten. Doch die Schwierigkeiten, auf die man bei der Umsetzung einer ökologisch nachhaltigen Politik stoße, seien nur Spiegelungen von sehr viel tiefer liegenden Dilemmata und Spannungen, mit denen Gesellschaften, Ökonomien und politische Systeme konfrontiert seien in diesem extrem komplexen 21. Jahrhundert. Köhler: »Und wir leben ja in einer seltsamen Zeit. Ausgerechnet jetzt, wo deutlich wird, dass unsere Probleme erstens komplex und zweitens global sind, scheinen jene Kräfte Oberhand zu gewinnen, deren Antworten erstens simpel und zweitens national sind.«

Klimaschutzplan »nicht mehr ehrgeizig, sondern nur noch geizig«
Das deutsche Flaggschiff Energiewende werde im Ausland oft mit Bewunderung verfolgt. Deutschland habe zu den Pilot­ländern gehört, die erstmals über ihren Umsetzungsstand zur Agenda 2030 berichtet hätten. Und bei der Klimakonferenz in Marrakesch sei Deutschland eines von nur vier Ländern gewesen, die überhaupt einen halbwegs konkreten Zeitplan hinterlegt hätten, wie die Klima­ziele bis zum Jahr 2050 erreicht werden sollen. Andererseits dokumentiere aber der deutsche Klimaschutzplan selbst, »wie da ein beachtlicher Ehrgeiz der Umweltministerin in den Mühlen der Ressortabstimmung so geschliffen wurde, bis am Ende nur noch ein Plan übrig blieb, der nicht mehr ehrgeizig, sondern nur noch geizig ist – geizig an politischem Mut und echter Innovationskraft«. Es wüssten zwar alle, dass bestimmte Transformationsaufgaben nur mit einem klaren Richtungswechsel zu schaffen seien. Köhler: »Und dennoch druckst man herum anstatt sich ehrlich zu machen, dennoch wird aufgeschoben anstatt angepackt.«


Die vollständige Rede von Bundespräsident a. D. Prof. Dr. Horst Köhler liegt dieser Ausgabe bei und steht für Sie als pdf zum Download bereit.


Sie ist ferner als Print-Version kostenlos zu beziehen über die
DBU-Geschäftsstelle,
An der Bornau 2,
49090 Osnabrück,
oder per E-Mail.


Köhler forderte die Festaktsteilnehmer auf, »sich jetzt nicht kirre machen zu lassen. Lassen Sie sich die Relevanz Ihrer Aufgabe nicht kleinreden, sagen Sie mit Mut und auch mit Stolz, dass Sie nicht trotz, sondern gerade wegen all der Krisen an der Transformation arbeiten. Denn die große Transformation sei nicht die Ursache, sondern die Antwort auf das Unbehagen vieler Menschen«, so Köhler.