DBU aktuell Nr. 1 | 2017

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

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Aufmerksam verfolgen die Zuhörerinnen und Zuhörer die Ausführungen der Vortragenden im Workshop Wissenschaft, der von Dr. Darja Markova moderiert wurde.
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5.) Die Rolle der Wissenschaft im Kontext großer gesellschaftlicher Veränderungen

Prof. Dr. Dr. h. c. Garabed Antranikian, Themenpate des Workshops Wissenschaft und Präsident der Technischen Universität Hamburg-Harburg, unterstrich die Bedeutung interdisziplinärer und transdisziplinärer Forschung. Zugleich stellte er aber heraus, dass dies auch aufgrund lang gewachsener Strukturen und unterschiedlicher Menschen in den Fachgebieten eine große Herausforderung sei, der man mit Anreizen entgegentreten könne. Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Leiter des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, attestierte Universitäten hingegen, weit entfernt zu sein von einer Transdisziplinarität, wie sie heute vonnöten wäre. Dr. Karl Eugen Huthmacher, Bundes­ministerium für Bildung und Forschung (BMBF), sprach sich dafür aus, die Industrie in der Technologieforschung nicht ganz alleine zu lassen. Er stelle in der Gesellschaft eine »Gegen­transformation« hin zu mehr Abschottung und Renationalisierung fest. Wissenschaft werde immer gebraucht, die Frage sei, warum es ihr an Gestaltungskraft fehle. Prof. Dr. Aletta Bonn, Friedrich-Schiller-Universität Jena, räumte mit dem Vorurteil auf, dass Bürgerinnen und Bürger, die sich in Citizen-Science-Projekten engagieren, meist nur Schmetterlingsfänger seien. Im Gegenteil, im Bereich der Astrophysik beispielsweise würden neue Galaxien häufig von Bürgerwissenschaftlern entdeckt. Dennoch bedürfe es zum Beispiel an Hochschulen auch an Trainings und Weiterbildung für Citizen-Science-Programme und deren erfolgreiche Umsetzung.

Grundsätzlich einig waren sich die Impulsgebenden darin, dass Wissenschaft vermehrt mit Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammengebracht werden müsse. Veränderungsprozesse kämen meist nicht über die großen Player zustande. Vergleichbar mit Wirtschaftslobbyisten würden sich auch »Wissenschaftskartelle« gegen Innovation wehren. Eine Veränderung nur über den Generationswechsel zu erreichen, sei zu wenig. Dabei reiche es nicht aus, Wissenschaft zu betreiben und die Ergebnisse anschließend zu kommunizieren. Die Nutzer müssten von Anfang an mit eingeplant und einbezogen werden. Regierungen dürften sich nicht von der Wissenschaft abwenden und in den Postfaktizis­mus abdriften. Dazu müssten alle beitragen, beispielsweise durch mehr Bildung.