DBU aktuell Nr. 8 | 2021

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Umweltpreis 2021 © DBU/ Peter Himsel
Der Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Höhe von 500 000 Euro geht dieses Jahr an Ökologin Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese (vorne, links) sowie Moorforscher Prof. Dr. Dr. h. c. Hans Joosten (vorne, rechts). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (Bildmitte) sagte, die beiden weckten ein Bewusstsein dafür, »was alles nötig ist, um die biologische Vielfalt zu erhalten und die Erderwärmung zu stoppen«. Bundesumweltministerin Svenja Schulze, DBU-Generalsekretär Alexander Bonde, DBU-Kuratoriumsvorsitzende Rita Schwarzelühr-Sutter und Hessens Landesministerin Priska Hinz (hinten von links) wiesen ebenfalls auf den engen Zusammenhang von Arten- und Klimaschutz hin.
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Prof. Dr. Katrin Böhning-
Gaese © DBU/ Peter Himsel
Umweltpreisträgerin Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese appelliert an Politik, Konsumenten und Landwirte: Die Ökologisierung der Landwirtschaft ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
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Preisträger Joosten © Peter Himsel | DBU
Die Wiedervernässung der Moore geht oft ganz einfach, betont Umweltpreisträger Prof. Dr. Dr. h. c. Hans Joosten, man müsse lediglich aufhören, sie trockenzulegen.
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1.) Für Klimaschutz und Artenvielfalt – Bundespräsident überreicht Deutschen Umweltpreis

„Ich freue mich, dass wir heute eine Wissenschaftlerin und einen Wissenschaftler auszeichnen, die auf dem weiten Feld des Klima- und Artenschutzes Herausragendes geleistet haben. Beide wecken Bewusstsein dafür, was alles nötig ist, um die biologische Vielfalt zu erhalten und die Erderwärmung zu stoppen.“ Mit diesen Worten würdigte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Preisträgerin und den Preisträger des Deutschen Umweltpreises 2021: Die Ökologin Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese und der Moorforscher Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joosten teilen sich die mit 500 000 Euro dotierte Auszeichnung.

Beim Festakt im Kongresszentrum darmstadtium in Darmstadt betonte der Bundespräsident, Böhning-Gaese habe dazu beigetragen, die Ursachen des Artensterbens genauer zu verstehen und was dagegen zu tun sei. Etwa eine Million Tier- und Pflanzenarten seien vom Aussterben bedroht, „weil wir Menschen Raubbau an der Natur betreiben. Wir roden Wälder im Übermaß, beuten Böden aus, setzen giftige Pflanzenschutzmittel ein, fangen zu viele Fische, verschmutzen die Meere mit Plastikmüll“, so der Bundespräsident. Joosten wiederum sei „ein großartiger Moorforscher“, der als einer der Ersten darauf hingewiesen habe, „wie wichtig gesunde, nasse Moore für den Klimaschutz sind, weil sie der Atmosphäre Kohlendioxid entziehen und es dauerhaft im Boden binden“. Er habe erkannt, wie schädlich Moor-Entwässerung etwa durch land- und forstwirtschaftliche Nutzung für Klima und Biodiversität sei. Bei Warnungen habe Joosten es nicht belassen, sondern vielmehr wegweisende Ideen für die landwirtschaftliche Nutzung von Mooren entwickelt, ohne deren Schutz aufs Spiel zu setzen – und dafür den Begriff „Paludikultur“ geprägt.

Große Transformation aller Lebensbereiche

Steinmeier appellierte in seiner Festrede an die Bürgerinnen und Bürger, Veränderungen gemeinsam in Angriff zu nehmen. „Was wir vor uns haben, ist ein gesamtgesellschaftlicher Wandel, eine große Transformationsaufgabe, die alle Bereiche unseres Lebens betrifft: die Art, wie wir Energie erzeugen, Mobilität gestalten, Landwirtschaft betreiben, industrielle Güter produzieren, Wohnungen bauen, Abfall entsorgen, wie wir reisen, einkaufen und uns ernähren.“ Sich als Gesellschaft gemeinsam auf den Weg in eine klimaneutrale Zukunft zu machen, „ohne Zusammenhalt als Voraussetzung für Freiheit und Demokratie zu gefährden“, sei „eine der größten politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der kommenden Jahre“. Es gelte, sich dabei besonders denen zuzuwenden, „die mit dem Wandel nicht so leicht Schritt halten können“.

Dabei gab sich der Bundespräsident optimistisch: „Wir haben allen Grund zur Zuversicht.“ Gerade in der Corona-Pandemie habe die Gesellschaft die Kraft zum Umsteuern bewiesen. „Und wir haben erfahren, wie viel Gemeinsinn in uns steckt.“ Böhning-Gaese und Joosten hätten eines allen vor Augen geführt: „Es gibt keinen Grund, in Angst zu erstarren und auf die Apokalypse zu warten. Klimawandel und Artensterben sind nicht unser Schicksal.“

Ökologisierung der Landwirtschaft

Auch Preisträgerin Böhning-Gaese sah im Gespräch mit Moderatorin Judith Rakers die Gesellschaft als Ganzes in der Pflicht: „Wir benötigen eine Ökologisierung der Landwirtschaft. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Politik und Konsumenten sind ebenso wie Landwirte gefragt. Ich bin sehr zuversichtlich.” Joosten machte deutlich: „Die Entwässerung der Moore führt zu riesigen Emissionen und zu Klimaproblemen. Um das zurückzudrehen, müssen wir aufhören, die Flächen zu entwässern. Auch nasse Moore können landwirtschaftlich genutzt werden", so der Umweltpreisträger.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze betonte: „Über viele Jahre wurde in guter Absicht eine falsche Landwirtschaftspolitik gemacht. Dadurch verlieren wir biologische Vielfalt und das Klima verändert sich. Die Entwicklung müssen wir stoppen und schnell gegensteuern.”

„Machen ist das Gebot der Stunde!“

Als Gastgeberin der Veranstaltung sagte die DBU-Kuratoriumsvorsitzende und parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter, die Auszeichnung für Böhning-Gaese als Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums und Professorin an der Goethe-Universität Frankfurt sowie Professor Joosten, der bis zur Pensionierung an der Universität Greifswald tätig war, sei ein Signal: „Wir haben nur eine Erde. Und wir müssen mit der Vielfalt des Lebens behutsam umgehen. Tun wir das nicht, schaden wir uns selbst.“ Das DBU-Kuratorium habe daher „die Preise ganz bewusst so vergeben“. Mit Blick auf die Weltklimakonferenz in Glasgow ergänzte DBU-Generalsekretär Bonde in seinem Schlusswort: „Was in Glasgow an Gigatonnen CO2-Einsparungen beschlossen wird, gilt es kiloweise in Greifswald, Gladbach und Glückstadt einzusparen. Machen ist das Gebot der Stunde!"

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