DBU aktuell Nr. 11/12 | November-Dezember 2014

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Abriss © Messe München GmbH – BAU 2015
Bisher gibt es in Deutschland keine belastbaren Daten zum Gefährdungspotenzial durch Abbrucharbeiten am Bau – ein aktuelles DBU-Projekt erhebt dazu Fakten und Zahlen.
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Buntmaus
Der „Zirkus Buntmaus“ präsentierte mit seiner Tanzeinlage gelebte Inklusion.
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1.) DBU: Bundespräsident überreichte in Kassel höchstdotierten Umweltpreis Europas

Bundespräsident Joachim Gauck würdigte Ende Oktober die diesjährigen Träger des Deutschen Umweltpreises der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU): »Alle drei Preisträger zeigen uns: Wir können viele Dinge anders machen, wo vermeintlich eherne Sachzwänge walten. Wir haben Handlungsoptionen: politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich, technologisch. Wir können Entwicklungen beeinflussen.« Aus den Händen Gaucks und der DBU-Kuratoriumsvorsitzenden Rita Schwarzelühr-Sutter nahmen in Kassel der Ökonom und Energieeffizienz­experte Prof. em. Dr. Peter Hennicke (Wuppertal) und der Wissenschaftler und Gründer der Firma UNISENSOR Sensorsysteme, Prof. Dr.-Ing. Gunther Krieg (Karlsruhe), den mit 500 000 Euro höchstdotierten unabhängigen Umweltpreis Europas in Empfang. Den bisher nur dreimal von der DBU zusätzlich vergebenen Ehrenpreis erhielt Hubert Weinzierl (Wiesenfelden) für sein lebenslanges Naturschutz-Engagement. Die Preisträger wurden von Prof. em. Dr. Hartmut Graßl, Max-Planck-Institut für Meteorologie (Hamburg), Yvonne Karmann-Proppert, Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungseinrichtungen »Otto von Guericke« e. V. (Köln) und Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hartmut Vogtmann, Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR) e. V, Berlin, vorgeschlagen.

Hendricks und Hinz zu Gast
Vor rund 1 200 Festgästen – darunter Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks und Hessens Umweltministerin Priska Hinz – betonte Gauck mit Blick auf die Preisträger, Hennicke habe mit seinen Konzepten für eine ressour­cen- und energiesparende Art des Wirtschaftens gezeigt, dass man aus viel weniger viel mehr machen könne. Kriegs Sensoren machten Schadstoffe sichtbar und gäben das nötige Wissen, um Umweltschäden zu vermeiden und wertvolle Ressourcen wiederzuverwenden. Weinzierl habe mit seinem jahrzehntelangen Kampf für das Bewahren von Natur, Artenvielfalt und menschlichen Lebensgrund­lagen großen Anteil daran, dass Umweltschutz in Deutschland eine politische Kraft geworden sei. Er habe sich damit großen Respekt erworben. Gauck: »Und eben diesen Respekt möchte ich Ihnen heute ganz persönlich übermitteln und ganz deutlich und im Namen unseres Landes zum Ausdruck bringen.« Das Staatsoberhaupt an die Adresse des geehrten Trios: »Ich freue mich, unter Menschen zu sein, deren Beharrlichkeit, deren Ideenreichtum und deren Weitblick andere Menschen ermutigt.«

Alternativen im Umgang mit Ressourcen und Ökosystemen müssten entwickelt werden, betonte Gauck, wenn langfristig nicht die Grundlagen unseres Wohlergehens zerstört werden sollten. Eine solche Transformation sei ein Kraftakt, der in der Einen Welt der Entschlossenheit und Geschlossenheit aller bedürfe. Tatsächlich bestehe die Weltgemeinschaft aber aus Staaten mit höchst unterschiedlichen Gesellschafts- und Wirtschaftssystemen, mit höchst unterschiedlichen Interessen und Entwicklungsformen. Auch wenn es Menschen gebe, die darüber spekulierten, ob sich offene, freiheitliche Gesellschaften mit langfristigen Herausforderungen wie dem Klimawandel vielleicht schwerer täten als autoritäre Regimes, seien demokratische und offene Gesellschaften seiner Meinung nach erfolgreicher. Sie seien lernfähig, hielten Alternativen offen und Fortschritt für eine Aufgabe aller, setzten sich selbst verbindliche Regeln und ließen den Wettstreit um die besten Lösungen zu und förderten ihn.

Bundespräsident mahnt: EU muss besseren Emissions­handel aufbauen
Es sei und bleibe auch Aufgabe der Politik, betonte Gauck, ökologische Leitplanken zu setzen und Märkte so zu gestalten, dass Verursacher für Schäden aufkämen und Preise die tatsächlichen Kosten spiegelten. Dann könne sich die Innovationskraft von Forschern, Unternehmen und Bürgern auf das Ziel der Nachhaltigkeit ausrichten. Am Anfang stünden wir damit ja nicht, denn schon heute wüssten viele
Unternehmer, dass langfristig ökonomisch nur machbar sei, was auch ökologisch vertretbar sei. Eine entscheidende Frage werde dabei sein, ob klimaschädliche Emissionen endlich überall einen Preis bekämen, damit sich umweltschonende Produktionsweisen, innovative Technologien und sparsame Produkte auch lohnten.
Weltweit werde an solchen Preissystemen für Kohlen­dioxid gearbeitet, und einige Länder hätten sie schon. Aber auch Europa müsse weiter daran arbeiten, einen funktionierenden Emissionshandel aufzubauen.

Gauck unterstreicht Mitverantwortung Deutschlands für globale Klimapolitik
Deutschland trage im Rahmen der Präsidentschaft beim Weltwirtschaftsgipfel im nächsten Jahr Mitverantwortung, die globale Klimaschutzpolitik voranzubringen. Und Ende des nächsten Jahres solle beim Weltklimagipfel der Vereinten Nationen in Paris ein wirksames globales Abkommen stehen. Das könne, so Gauck, eine »Wegscheide« sein. Gauck: »Und ich wäre froh, nicht im Konjunktiv sprechen zu müssen.« Das sei auch umso mehr zu hoffen, weil nach dem jüngsten Gipfel der Europäischen Union in Brüssel der dort gefundene Kompromiss sicher nicht alle habe befriedigen können. Deutschland habe jedenfalls bei der Transformation zu einer langfristig vernünftigen Entwicklung vieles einzubringen: politisch, technologisch, aber auch ökonomisch – und seine Bürger, »wohl die wichtigste Ressource«. Hubert Weinzierl habe einmal gesagt, dass eigentlich jeder Mensch eine doppelte Staatsbürgerschaft brauche: die seines Staates und die der Weltgemeinschaft. Gauck: »Handeln sollten wir jedenfalls in diesem doppelten Bewusstsein. Und mit dem Bewusstsein, dass wir – mehr als alle Generationen vor uns – auch die Mittel dazu besitzen.«

Der Festakt wurde bereits zum fünften Mal von Katrin Bauerfeind moderiert. Als Showacts fungierten das Saxophon-Quartett »Sister Gold« und der »Zirkus Buntmaus«.