DBU aktuell Nr. 5 | 2016

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

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Expertenpodium zum Thema Bodenschutz
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3.) Kontroverse Meinungen zu Glyphosat prägen die Debatte über nachhaltige Bodennutzung

Immer wieder rückte das kontrovers diskutierte Thema Glyphosat bei der Hauptbühnendiskussion „Bodenschutz: Wie erreichen wir eine ressourcenschonende Landnutzung“ in den Mittelpunkt der Debatte. „Nie war der Boden so wertvoll wie heute“, formulierte Marlehn Thieme, Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE) wörtlich. Insgesamt zeigte die von Harald Asel (rbb Inforadio) moderierte Gesprächsrunde gut die weitreichende Verflechtung des Themas Boden mit nahezu allen anderen Umweltmedien auf. Thieme wies zunächst auf die globale Bedeutung des Themas Bodenschutz hin, ging dann aber auf die Situation in Deutschland ein: Mit über 60 ha täglichem Flächenverbrauch sei man hierzulande weit vom Zielwert aus dem Jahr 2002 entfernt, wonach nur noch 30 ha Fläche versiegelt werden sollen. Stuttgart habe mit einer Bodenschutzverordnung gezeigt, dass es anders geht. Die Stadt habe eine ausgeglichene Bilanz bei der Bodennutzung erreicht, so Thieme.

Gründe für die derzeit herrschenden hohen Bodenpreise benannte Prof. Dr. Joachim von Braun, Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung an der Uni Bonn: „Boden ist weltweit ein Anlage- und Spekulationsobjekt geworden“, formulierte der Wissenschaftler, weil andere Anlageformen nichts mehr einbrächten. Carl-Albrecht Bartmer, Präsident der Deutschen Landwirtschafts Gesellschaft (DLG) betonte: „Der Landwirt ist einer der Garanten für den Erhalt von Böden hoher Qualität.“ Bartmer sah in der Verwendung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat „kein Problem“. Seiner Meinung nach gehe es dabei eher um eine politische als um eine wissenschaftliche Debatte. Darauf angesprochen zeigte sich Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt selbstkritisch: „Wenn sich Politik an die Stelle der Wissenschaft setzt und nach Opportunitäten entscheidet, sind wir auf dem falschen Weg.“ Schmidt räumte ein, dass Glyphosat als Nebenwirkung eine Abnahme an Biodiversität mit sich bringe. Diesen Nachteil hob auch Prof. Dr. Kai Niebert, Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR), hervor. Er sagte: „Der DNR ist sehr froh, dass sich die Bundesumweltministerin deutlich gegen den weiteren Einsatz von Glyphosat positioniert hat.“ Niebert schlug vor, Glyphosat auf ein äußerstes Minimum zu beschränken, um beweisen zu können, dass die Landwirtschaft auch ohne das Herbizid auskommt, um dann mittelfristig ganz darauf verzichten zu können. Prof. Dr. von Braun bezeichnete diese Debatte als „eine sehr deutsche.“ Deutschland bewirtschafte nur rund 1 % des Weltackerlandes. Ihm sei keine Studie zu Glyphosat bekannt, die negative Gesundheitskonsequenzen für Verbraucher dokumentiert habe. Unabhängig von der Glyphosat-Kontroverse hielt von Braun fest: „Nachhaltige Bodennutzung ist nicht zum Nulltarif zu haben.“ Bauern müssten für nachhaltige Landnutzung eine Kompensation erhalten, weil sie nur teilweise direkt davon profitierten.

Die gesamte Diskussion ist per Video zu verfolgen unter:

https://www.woche-der-umwelt.de/2724.html