DBU aktuell Nr. 5 | 2016

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Podium
Expertenpodium: Große Transformation
Download

5.) „Wir müssen unsere Lebens- und Wirtschaftsweise in allen Bereichen auf den Prüfstand stellen“

„Das Schöne in Deutschland ist: Wenn der Rahmen da ist, dann handeln die Bürger auch danach.“ Eine Klimapolitik, die nur auf die Initiative des Einzelbürgers setzt, sei zum Scheitern verurteilt, so Prof. Dr. Klaus Töpfer, Träger des Deutschen Umweltpreises 2002, beim Hauptforum „Große Transformation“ bei der „Woche der Umwelt“. Bärbel Höhn, Vorsitzende des Bundestagsumweltausschusses, unterstützte diese klare Rahmensetzung seitens der Politik, indem sie auf den Erfolg des Erneuerbaren Energie-Gesetzes hinwies. „Eigentlich müsste Deutschland dafür den Friedensnobelpreis kriegen“, sagte die Grünen-Abgeordnete, machte aber andererseits an die Adresse der Bundesregierung deutlich: „Es darf nicht mehr sein, dass wir am Sonntag Nachhaltigkeit predigen und von Montag bis Freitag das Gegenteil tun.“ Bei dem Hauptforum mit sechs Experten wurde sowohl die Rolle der Politik in ihrer Funktion als Rahmensetzer als auch des Einzelnen in seinen bewussten Kauf- und Lebensentscheidungen diskutiert. Karin Dohr vom ARD-Hauptstadtstudio und Klemens Kindermann vom Deutschlandfunk moderierten die Debatte gemeinsam. Deutlich wurde, wie viele kleine und kleinste aufeinander abgestimmte Einzelschritte und -initiativen nötig sind, um die Große Umgestaltung eines Tages Wirklichkeit werden zu lassen.

Für Klaus Müller, Vorstand des Bundesverbands Verbraucherzentralen, hängt die Bereitschaft zu nachhaltigem Handeln von drei zentralen Voraussetzungen ab:

  • Ziel und Programm müssten stimmen, Paris sei ein Beispiel dafür.
  • Ein klares Regelwerk sei erforderlich. Dies fehle beispielsweise noch für den Bereich „nachhaltiger Konsum“.
  • Klare, einfache und verlässliche Informationen wie das Bio-Label gäben dem Verbraucher Sicherheit und Orientierung.

Einen anderen Akzent in dieser Debatte setzte Prof. Dr. Gesche Joost, Internetbotschafterin der Bundesregierung. Sie sah den Trend, dass sich mehr und mehr Bürgerinnen und Bürger übers Netz in neuen Formaten zusammenfinden. Das seien Bausteine, die neben den normativen Top-Down-Vorgaben aus Politik und Wirtschaft als Bottom-Up-Prozesse aus der Bevölkerung äußerst wichtig und fruchtbar seien.

Thomas Silberhorn, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesentwicklungsministerium, mahnte: „Wenn alle so leben würden, wie wir das in Deutschland und Europa tun, dann bräuchten wir unsere Erde dreimal. In der Tat müssen wir unsere Lebens- und Wirtschaftsweise in allen Bereichen auf den Prüfstand stellen.“ Welche konkreten Konsequenzen daraus für Deutschland erwachsen, thematisierte der Staatssekretär nicht. Auch Petra Gerstenkorn, Vertreterin von ver.di und Mitglied im Kuratorium der DBU, äußerte sich: Für Gewerkschaften bedeute die Energiewende einen Spagat zwischen den Interessen der Beschäftigten, den Anliegen der Politik und dem, was Unternehmen leisten können.

Weitere Themen und Thesen der Runde „Große Transformation: Wie können Veränderungsbereitschaft und Selbstverantwortung in der Gesellschaft gestärkt werden?“  sind per Video nachzuvollziehen unter:

www.woche-der-umwelt.de/index.php?menuecms=2724