DBU aktuell Nr. 5 | 2016

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Podium
Expertenpodium: „Planetare Leitplanken“
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2.) Internationale Allianzen und das Erkennen von Zusammenhängen sind bei komplexen Themen Wege zur nachhaltigen Entwicklung

12,6 Mio. Menschen sterben jährlich an den Folgen von ungesunden Umweltbedingungen wie Luftverschmutzung. Das gab Achim Steiner, Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) beim ersten Hauptforum der „Woche der Umwelt“ zu bedenken. Steiner weiter: „Wir nehmen solche Zahlen – und damit einen hohen Preis – in Kauf, müssten ihn aber eigentlich gar nicht bezahlen.“ Dass etwas geschehen muss, darüber waren sich alle Diskutanten auf dem Podium einig. Nur „wie“ der Weg zu einem guten und gesunden Leben auszusehen hat, ohne die Lebensgrundlagen unseres Planeten aufzubrauchen, diese Frage lieferte Stoff für Kontroversen.  Eingeladen von Bundespräsident Gauck und der DBU unterhielten sich namhafte Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über planetare Belastungsgrenzen und den Handlungsrahmen, der sich für unsere Gesellschaft daraus ergibt.

Vier von neun Belastungsgrenzen der Erde sind durch den Einfluss des Menschen bereits überschritten: Klima, Lebensvielfalt, Landnutzung und biogeochemische Kreisläufe. Diese These legte der auf diesem Gebiet führende schwedische Forscher Prof. Johan Rockström dar, der im vergangenen Jahr den Deutschen Umweltpreis der DBU erhielt. Aus dem Überschreiten dieser Belastungsgrenzen folgten etwa ein weltweites Artensterben oder Unwetterereignisse wie El Nino. Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks spiegelte die Komplexität der politischen Diskussionen ganz praktisch wider: „Die Folgen der Starkregenfälle sind schlimmer in Gegenden, wo das Wasser schneller fließen kann.“ Ein Beispiel seien die vielen Maisfelder in Bayern für Biogasanlagen. Der weitere Ausbau des Biomassesektors sei darüber hinaus in Bezug auf Artenvielfalt nicht hilfreich.

Die Moderatoren des ersten Hauptforums, Volker Angres, Chef der ZDF-Umweltredaktion, und Harald Asel vom Inforadio des Radios Berlin-Brandenburg, lenkten die folgenden Gespräche auf Klimaschutz und Energiewirtschaft. Ökonom Prof. Dr. Christoph Schmidt, Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen, forderte: „Wir brauchen eine globale Allianz für den Klimaschutz, mindestens eine europäische.“ Er sah eine Umsetzung vor allem in der Ausgestaltung des europäischen Emissionshandels. Wohingegen Hendricks schon jetzt einen weltweiten Emissionshandel in absehbarer Zeit für realisierbar hält, wenn der europäische mit dem chinesischen verbunden werde und damit die USA in Zugzwang kämen.

Katrin Göring-Eckardt, Vorsitzende der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, stellte die Dekarbonisierung, also den Ausstieg aus der Förderung fossiler Energieträger wie Kohle, Gas und Öl, und den damit verbundenen Ausbau der erneuerbaren Energien in den Vordergrund. Rockström gab zu bedenken, dass die Dekarbonisierung bis 2050 nicht reiche. Er mutmaßte, womöglich erhalte zukünftig ein Umweltminister einen höheren Stellenwert als der Regierungschef.