DBU aktuell Nr. 08 | 2019

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Stipendienschwerpunkt Chemikalienbewertung © Dr. Kathrin Schmidt (DBU)
Rund 100 Teilnehmende diskutierten im DBU Zentrum für Umweltkommunikation.
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4.) Aus dem Stipendienprogramm: Pestizide in der Umwelt

Derzeit sind etwa 40 Millionen chemische Verbindungen bekannt, etwa 80.000 Chemikalien werden kommerziell vertrieben. Für weniger als 5 Prozent davon liegen vollständige Daten zur Umweltbewertung vor. Aus diesem Grund initiierte die DBU in den Jahren 2013 und 2014 einen Stipendienschwerpunkt „Integrierte Chemikalienbewertung: Umwelt, Wirtschaft, Recht“. Da die meisten der 15 Stipendiatinnen und Stipendiaten ihre Promotion erfolgreich abgeschlossen haben, gab es am 2. und 3. Juli eine Abschlussveranstaltung zum Thema „Pestizide in der Umwelt – Defizite erkennen, Handlungsoptionen entwickeln" im DBU Zentrum für Umweltkommunikation in Osnabrück.

Die Gruppe der Pestizide umfasst Pflanzenschutzmittel (derzeit ca. 270 zugelassene Wirkstoffe) und Biozide (derzeit ca. 260 zugelassene Wirkstoffe). Der weltweite Einsatz von Pestiziden führt zu Umweltbelastungen und Beeinträchtigungen von Ökosystemen und Ökosystemleistungen. Ausgehend vom Status quo analysierten die rund 100 Veranstaltungsteilnehmenden in vier Workshops zu den Bereichen Monitoring, Regulation, Schutzlandschaften und Einzugsgebiete die aktuellen Herausforderungen, um daraus Perspektiven und zukünftige Handlungsfelder abzuleiten, an denen sich auch die DBU orientieren kann. Die Veranstaltung wurde gemeinsam mit dem Koordinator des Stipendienschwerpunktes, Prof. Dr. Andreas Schäffer, Lehrstuhl für Umweltbiologie und Chemodynamik am Institut für Umweltforschung der RWTH Aachen, sowie weiteren Betreuenden, den Stipendiatinnen und Stipendiaten des Schwerpunktes sowie der DBU vorbereitet.

Wichtige Ergebnisse für die DBU waren: Pestizide werden nicht nur direkt an ihrem Einsatzort, sondern mittlerweile auch in Schutzgebieten gefunden. Hieraus ergibt sich dringender Handlungs- und Forschungsbedarf sowohl in der Langzeitbewertung der eingesetzten Chemikalien als auch in deren Wechselwirkung mit anderen Wirkstoffen und ihrem Kreislaufverhalten in unterschiedlichsten Biozönosen. Darüber hinaus ist die Entwicklung und Erprobung alternativer Pflanzenschutz- und Biozidkonzepte sowie die Erarbeitung neuer, zielführender Bewertungswerkzeuge der zeitlichen und räumlichen Auswirkung von Pestiziden auf die Umwelt von Bedeutung.