DBU aktuell Nr. 08 | 2019

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Gebirgszug Sharr © Dr. Alexander Bittner (DBU)
Der Gebirgszug Sharr/Šar Planina/Korab-Koritnik im Grenzgebiet von Nordmazedonien, Kosovo und Albanien

1.) Naturschutz entlang des grünen Bandes auf dem Balkan

Der Druck auf die natürlichen Ressourcen nimmt zu und macht auch vor entlegenen Gebieten nicht halt. Eines dieser entlegenen Gebiete ist der Gebirgszug Sharr/Šar Planina/Korab-Koritnik, der sich entlang des Grünen Bandes im Grenzgebiet von Nordmazedonien, Kosovo und Albanien befindet. Die Region ist seit vielen hundert Jahren durch traditionelle Landnutzungsformen geprägt und zählt zum wertvollen Naturerbe der Balkanregion. Man findet hier eine außergewöhnliche biologische Vielfalt. Viele Arten sind endemisch, demnach nur in dieser Region und sonst nirgendwo auf der Welt anzutreffen. Aber auch Arten, die weltweit bedroht sind und auf der Roten Liste stehen, wie beispielsweise die Wiesenotter (Vipera ursinii), leben hier.

„Es ist wirklich eine unglaublich schöne Natur! Es gibt hier über 200 endemische Pflanzenarten, aber auch bedrohte Säugetierarten wie Wölfe und Bären“, berichtet DBU-Abteilungsleiterin Dr. Cornelia Soetbeer, die die Region mit einer DBU-Delegation im September bereiste.

Das noch weitgehend intakte Waldökosystem und die Lebensräume oberhalb der Baumgrenze stellen wichtige Ökosystemleistungen, wie beispielsweise  Wasser, Medizinalpflanzen und Erosionsschutz, für die Menschen der Region bereit. Daher wird bereits seit rund 20 Jahren über die Einrichtung eines grenzüberschreitenden Schutzgebietes in der Region diskutiert. Der kosovarische und der albanische Teil des Gebirgszuges stehen bereits unter Naturschutz.

Unterstützt von der DBU arbeitet die Stiftung Europäisches Naturerbe EuroNatur seit Januar 2019 zusammen mit der „Macedonian Ecological Society“ in Nordmazedonien, „Protection and Preservation of Natural Environment“ in Albanien und der „NGO Finch“ im Kosovo an einem Projekt, das zu Konzepten und Maßnahmen im Naturschutz und zur Förderung einer nachhaltigen Regionalentwicklung in der Sharr/Šar Planina/Korab-Koritnik-Region führen soll. Das übergeordnete Ziel ist es, neue Lösungsinstrumente zu identifizieren, um anstehenden Herausforderungen im Biodiversitätsschutz in der Region angemessen begegnen zu können.

Das Projekt gliedert sich in mehrere Abschnitte und eine abschließende Evaluation. Im Januar startete das erste Modul mit einer regionalen Situationsanalyse, für die auch bereits gesammelte Daten genutzt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem Umweltverschmutzung, nicht nachhaltige Landnutzung, Jagd, Fischerei und illegale Rodungen zu den akuten Bedrohungen für die regionale Biodiversität zählen. Um diese Bedrohung zu verringern, sind insbesondere Maßnahmen zur Sicherung von Lebensräumen, zur Erhöhung des Einkommens der Bevölkerung, zur Reduzierung der Nachfrage nach Holz und Energie, sowie zur Sensibilisierung und Bildung in der Bevölkerung notwendig.

Weiterhin wurden lokale Akteure und Organisationen in den jeweiligen Ländern identifiziert, die einen Beitrag zur Bewahrung der biologischen Vielfalt in der Region sowie zu verschiedenen Maßnahmen zur Förderung einer nachhaltigen regionalen Entwicklung leisten können.

„Bei unserem Besuch der Region haben wir auch mit Vertreterinnen und Vertretern des nordmazedonischen Umweltministeriums gesprochen“, erzählt Soetbeer. „Es sieht so aus, als sei das Ziel, ein grenzüberschreitendes Schutzgebiet einzurichten, an dem sich auch die nordmazedonische Seite beteiligt, auf einem guten Weg. Das freut uns und unsere Partnerinnen und Partner vor Ort sehr! In den von der DBU geförderten Projekten ist es uns wichtig, die lokale Bevölkerung einzubinden und zu erreichen, sodass sie das Schutzgebiet als Chance für eine nachhaltige Entwicklung der Region begreifen.“

DBU-AZ 34614