DBU aktuell Nr. 08 | 2019

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Dr. Cornelia Soetbeer  © DBU
Dr. Cornelia Soetbeer
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6.) „Nachhaltige Entwicklung ist ohne Bildung und Teilhabe nicht zu erreichen“ – drei Fragen an Dr. Cornelia Soetbeer

Klimawandel, Rückgang der Biodiversität, nicht nachhaltiger Umgang mit den natürlichen Ressourcen – dies sind nur einige der großen Umweltherausforderungen unserer Zeit. Welche Rolle spielt die Kommunikation bei der Suche nach Lösungen? Dazu sprach DBU aktuell mit der Leiterin der DBU-Abteilung „Umweltkommunikation und Kulturgüterschutz“, Dr. Cornelia Soetbeer.

DBU aktuell: Die sogenannte große Transformation hin zu einer nachhaltigeren Gesellschaft erfordert die Information und Beteiligung aller Menschen. Welche Rolle kann die Umweltbildung der DBU dabei spielen?

Soetbeer: Zunächst ist es wichtig festzuhalten, dass Bildung nichts ist, was sich nebenbei erledigen lässt. Bildung und lebenslanges Lernen sind zentrale Elemente einer nachhaltigen Entwicklung. Nachhaltige Entwicklung setzt einen gesellschaftlichen Bewusstseinswandel voraus, der ohne Bildung und Teilhabe der gesamten Gesellschaft nicht zu erreichen ist. Hier setzen viele unserer geförderten Projekte an: Ihr Ziel ist es, relevantes Wissen zu vermitteln und Menschen allen Alters und jeder Herkunft zu befähigen, ihre Umwelt ökologisch verträglich, sozial gerecht und wirtschaftlich leistungsfähig zu gestalten – und dabei die Auswirkungen ihres Handelns auf gegenwärtige und zukünftige Generationen einschätzen zu können. Einbringen kann die DBU somit ihre langjährige Erfahrung aus der Förderung beispielgebender Projekte und natürlich die Expertise und Kompetenz ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich auf vielen Ebenen in aktuellen Debatten engagieren.

DBU aktuell: Analysen zeigen, dass sich populistische Thesen häufig schneller und politisch bestimmender verbreiten als differenzierte wissenschaftliche Argumentationen – auch durch das Nutzen der sozialen Medien. Wie ist damit umzugehen?

Soetbeer: Das ist in der Tat eine große Herausforderung, die uns – wie viele andere bildungs- und wissenschaftsfördernde Institutionen sowie die Wissenschaft selbst – sehr umtreibt. Die Sozialen Medien gehören zu den stärksten Waffen der Populisten in ihrem Kampf gegen die Wissenschaft und damit letztlich auch gegen die Demokratie. Das Wesen der modernen Wissenschaft steht der populistischen Vereinfachungsmaschinerie diametral entgegen. Wissenschaft hinterfragt, versucht zu verstehen, schafft letztlich keine endgültigen Wahrheiten. Es ist wichtig, den Menschen zu vermitteln, wie Wissenschaft funktioniert, was sie leisten kann und in welchem Zeitrahmen – und was eben auch nicht. Und all das muss auch in der „Echoblase“ der Sozialen Medien geschehen, in die sich die meisten Wissenschaftsskeptiker zurückgezogen haben. Wissenschaft muss sich mehr mit ihrer Bedeutung für die Gesellschaft auseinandersetzen und sich auch der Kritik stellen. Es ist wichtig, sich mit den Ursachen der Skepsis zu befassen, bevor man ihr etwas entgegensetzen kann. Mein Eindruck ist aber, dass dieses Bewusstsein unter den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in den letzten Jahren zugenommen hat.

DBU aktuell: Frau Soetbeer, Sie haben eine langjährige Erfahrung bei der Arbeit für verschiedene Stiftungen. Was zeichnet Stiftungen generell aus und was ist das Besondere an der DBU?

Soetbeer: Stiftungen haben eine große gesellschaftliche Bedeutung, wobei natürlich die Vielfalt der Stiftungsarten und ihrer jeweiligen Satzungszwecke enorm ist. Stiftungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie komplementär – nicht substitutiv! – zur öffentlichen Hand schnell und oft auch unbürokratisch innovative und beispielhafte Projekte und Initiativen unterstützen können, darunter auch einmal riskantere Vorhaben mit einem unsicheren Ausgang. Sie eignen sich hervorragend als „Enabler“ und Initiatoren, weniger als Finanzierer dauerhafter Strukturen und öffentlicher Aufgaben. Ein weiterer Vorteil ist, dass Stiftungen in der Regel neutrale Akteure sind, die Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Positionen an einen Tisch bringen und einen produktiven Diskurs ermöglichen können. Das Besondere an der DBU ist für mich das große Thema, für das sie steht und das heute bedeutender ist denn je: der Schutz der Umwelt! Dazu zählen in hohem Maße auch die Umweltbildung und –kommunikation. Ich kenne keine Umweltstiftung, die in diesen Bereichen vergleichbar aktiv ist. Das ist wirklich ein Alleinstellungsmerkmal!


Zur Person:

Dr. Cornelia Soetbeer studierte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Germanistik und Romanistik und promovierte dort in Romanistik. Nach ihrer Promotion wurde sie Wissenschaftliche Referentin bei der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung in Essen, wo sie vor allem  für die Satzungsbereiche Wissenschaft in Forschung und Lehre und Sport zuständig war. Im Jahr 2011 übernahm sie bei der VolkswagenStiftung in Hannover die Leitung des Teams „Herausforderungen – für Wissenschaft und Gesellschaft“. Seit September 2019 leitet sie die DBU-Abteilung „Umwelt- und Kulturgüterschutz“.