DBU aktuell Nr. 08 | 2019

Informationen aus der Fördertätigkeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Harvester AZ 34488 © Deutsche Bundesstiftung Umwelt
Ein Harvester führt experimentelle Fällungen durch.
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2.) Aus der Forschung: Praxismodell für nachhaltige Waldbewirtschaftung

Bereits im Jahr 2007 beschloss die Bundesregierung die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) zum Schutz und Erhalt der Artenvielfalt. Diese besagt unter anderem, dass 5 Prozent der Waldfläche in Deutschland bis zum Jahr 2020 ihrer natürlichen Entwicklung überlassen werden soll. Dennoch kann ein ausreichender Schutz der Artenvielfalt selbst bei Erreichen des Zieles nicht sichergestellt werden. Ein Grund besteht darin, dass Wirtschaftswälder oft strukturarm sind und sich nicht innerhalb kurzer Zeit zu einem naturnahen Wald entwickeln können, der auch gefährdeten Tieren und Pflanzen als wertvoller Lebensraum dient. Waldbauliche Praxismodelle, die notwendige Innovationen in der Waldnutzungs- und Waldnaturschutzpraxis voranbringen, sind daher dringend erforderlich.

Die Universität Würzburg, Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie, arbeitet derzeit zusammen mit mehreren Projektpartnern an einem Praxismodell zur Förderung von Betadiversität in nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Dazu wurden in vier Waldbeständen je 15 Probeflächen eingerichtet, die mithilfe von Vorher-Nachher Untersuchungen Aussagen über die Artenvielfalt zulassen. Zunächst wurde auf den Probeflächen der Ausgangszustand erhoben (Vorher Untersuchung). Dazu wurden – unter Beteiligung von Bachelor- und Masterarbeiten – beispielsweise Bestände von Fledermäusen anhand von Rufaufzeichnungen erfasst, Nachtfalter und Käfer mittels diverser Fallen gefangen und bestimmt und Fadenwürmer aus dem Boden herausextrahiert, gezählt und bestimmt. Im Anschluss an die Ist-Aufnahme wurden die Probeflächen dann strukturell verändert.

Derzeit wird unter anderem untersucht, welchen Einfluss variable Bestandslücken sowie diverse Totholztypen und -mengen auf die Artenvielfalt haben und ob Verbiss durch Tiere an Eichen, eine lichtliebende Art, die Konkurrenzkraft gegenüber schattentoleranten Arten vermindert.

Die Ergebnisse sollen in die Aus- und Fortbildung von Naturschützerinen und Naturschützern, Waldbäuerinen und -bauern, Forstexperinnen und -experten sowie Studierenden eingebunden werden.

DBU-AZ 34488