Entwicklung einer sektorspezifischen Nachhaltigkeitsbewertungsmethodik für die pharmazeutische Produkt- und Verfahrensentwicklung - SERUM

Nachhaltigkeitsbewertungsmethodik wird projektbegleitend an verschiedenen Fallstudien erprobt und anhand der Ergebnisse angepasst und optimiert

Um verlässliche Aussagen zu potentiellen Umweltauswirkungen pharmazeutischer Produkte oder Herstellungsverfahren treffen zu können, muss eine systematische Analyse der Produktsysteme entlang des gesamten Lebenszyklus erfolgen. Die Ökobilanzmethodik ermöglicht zwar eine derartige Betrachtung, kann jedoch viele für den Pharma-Sektor relevanten Umweltwirkungen (z.B. endokrine Wirkung durch hormonaktive Substanzen, Entstehung von Antibiotikaresistenzen) derzeit noch nicht adäquat abbilden. Darüber hinaus bietet die Ökobilanz bezüglich der methodischen Festlegungen (z.B. Definition der Systemgrenzen, Festlegung der funktionellen Einheit) viele Freiheitsgrade. Das führt in der Praxis dazu, dass Ökobilanzen im pharmazeutischen Sektor oft nicht miteinander vergleichbar sind oder gar zu widersprüchlichen Aussagen führen können. Diese Herausforderungen sollen durch die Entwicklung einer „Sektorspezifischen Nachhaltigkeitsbewertungsmethodik für die pharmazeutische Produkt- und Verfahrensentwicklung“ identifiziert und gelöst werden. Dabei umfasst das Projekt:

  • Harmonisierung der Sachbilanz,
  • Erstellung eines konsistenten und aussagekräftigen Indikatoren-Sets & Entwicklung neuer Wirkungsabschätzungsmodelle,
  • Entwicklung eines Ökobilanzstandards (Produktkategorieregeln) für pharmazeutische Produkte und Verfahren,
  • Entwicklung eines Konzepts für ein Web-basiertes Tool („PharmLCA“) zur vereinfachten Durchführung von Ökobilanzen im Pharma-Sektor.

Die entwickelte Nachhaltigkeitsbewertungsmethodik wird projektbegleitend an verschiedenen Fallstudien, die gemeinsam mit Industrie- und Forschungspartnern durchgeführt werden, erprobt und anhand der Ergebnisse angepasst und optimiert. Die Fallstudien umfassen:

  • Biokatalytische Synthese beta-chiraler Amine (Herbrand PharmaChemicals GmbH),
  • Ökologische Analyse eines Arzneimittels zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion (Herbrand PharmaChemicals GmbH),
  • Nachhaltige Synthese von Profenen (Ruhr-Universität Bochum),
  • EcoNanoCaps (Bereitstellung von Wirkstoffen mithilfe von Nanopartikeln), (MJR Pharmjet GmbH, Fraunhofer Institute for Molecular Biology and Applied Ecology IME),
  • Die Entwicklung eines nachhaltigen Antibiotikums (Leuphana Universität Lüneburg),
  • Ökologische Analyse einer Bakteriophagen-Produktion (Fink Tec Gmbh).

Begleitet wird das Projekt durch einen Kreis, bestehend aus Vertretern der Forschung, Industrie, Politik und Gesellschaft. Der Begleitkreis soll einen interdisziplinären,iterativen Erfahrungsaustausch ermöglichen und somit zu einer erfolgreichen und anwendungsorientierten Umsetzung des Konzepts beitragen.

AZ 33011

 

Projektbeteiligte:
Prof. Dr. Matthias Finkbeiner, Dr. Annekatrin Lehmann (Projektleitung), Yasmine Emara,
Marc-William Siegert
Technische Universität Berlin
Institut für Technischen Umweltschutz
Fachgebiet Sustainable Engineering
Str. des 17. Juni 135
10623 Berlin
Tel. 030 314-21696
Fax 030 314-21720