#Spotlightprojekt

Ausgewählte DBU-Förderprojekte im Fokus

Der Tidepolder auf der Luneplate © WWF Deutschland / BUND / NABU
Der Tidepolder auf der Luneplate
Projekt
Projekt "Ems 21" – Interview mit Beatrice Claus, WWF (Vorschaubild)
Projekt
Projekt "Ems 21" – Interview mit Dr. Volker Wachendörfer, DBU (Vorschaubild)
Ems-Bilderreise von Jugendlichen © WWF Deutschland / BUND / NABU
Ems-Bilderreise von Jugendlichen
Ortserkundungstour © WWF Deutschland / BUND / NABU
Ortserkundungstour
Austausch von Schülerinnen und Schülern mit Expertinnen und Experten © WWF Deutschland / BUND / NABU
Austausch von Schülerinnen und Schülern mit Expertinnen und Experten
Messkoffer für Schulen © WWF Deutschland / BUND / NABU
Messkoffer für Schulen
Kartografische Darstellung der Messergebnisse auf der Homepage © WWF Deutschland / BUND / NABU
Kartografische Darstellung der Messergebnisse auf der Homepage

2.) #Spotlightprojekt 2020/06: "Ems 21"

Die Herausforderung: Integrierte Entwicklung und Renaturierung der Ems

Ziel des Projektes von WWF Deutschland mit den Kooperationspartnern Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Landesverband Niedersachsen e. V. und Naturschutzbund Deutschland (NABU), Landesverband Niedersachsen e. V. war eine Verbesserung des ökologischen Gewässerzustands der Unterems. Seit März 2015 liegt für den stark degradierten und biologisch verarmten Unterlauf der Ems mit dem von wichtigen Stakeholdern unterzeichneten "Masterplan Ems 2050" ein Konzept zur Gewässersanierung vor, welches eine Balance von ökologischen und ökonomischen Interessen vorsieht. Eine erfolgreiche Umsetzung des Plans kann nur gelingen, wenn die Menschen in der Region die mit den Natur- und Gewässerschutzmaßnahmen einhergehenden Veränderungsprozesse in der Landschaft und den Wandel der Nutzung von Flächen mittragen. Hierfür kamen im Projekt modellhaft Maßnahmen zur Information, Qualifizierung und Beteiligung betroffener Menschen in der Region zum Einsatz, die der Akzeptanzförderung für Gewässer- und Naturschutzmaßnahmen dienen. Der Ökosystemleistungsansatz hat dabei zum Verständnis beigetragen, dass Naturschutzmaßnahmen mit Vorteilen für die Gesellschaft einhergehen.

 

Die Ökosystem-Analyse: Aus der Vergangenheit und dem Ist-Zustand für die Zukunft lernen

Um die Wirkungen des Masterplans Ems 2050 auf die Ökosystemleistungen (ÖSL) zu analysieren und anschaulich darstellen zu können, wurden Angebot und Nachfrage für drei Betrachtungszeiträume verglichen: die Situation um 1930 ohne die aktuellen Belastungen, die heutige Situation um das Jahr 2010 und die Situation für 2050 nach Abschluss der im Masterplan Ems 2050 vorgesehenen Maßnahmen. Die Maßnahmentypen des Masterplans Ems 2050 haben auf fast alle untersuchten ÖSL (Nährstoffregulierung, Klimaregulierung, Fischerei, Habitatfunktion, Erholung und Tourismus) positive Wirkungen. Zwei Ausnahmen bilden die Landwirtschaft und die Binnenschifffahrt: alle Maßnahmentypen, die die Nutzungsmöglichkeiten der landwirtschaftlich genutzten Flächen beeinträchtigen, reduzieren die Herstellung von Nahrungsmitteln durch die Landwirtschaft. Für die Binnenschifffahrt wiederum ist es nachteilig, wenn durch die geplante flexible Tidesteuerung das Emssperrwerk nur eingeschränkt passierbar sein sollte.

Die Ergebnisse der ÖSL-Studie wurden in der Wanderausstellung "DIE TIDEEMS früher • heute • zukünftig" präsentiert. Die Ausstellung bot Informationen und Geschichten rund um den Fluss und erklärte, welche Leistungen ein funktionierendes Ökosystem für das menschliche Wohlbefinden erbringen kann. Die Ausstellung wurde insgesamt an vier Orten in der Region gezeigt.

 

Sensibilisierung und Akzeptanzförderung: einfache, verständliche Informationen als Erlebnis!

Audiotouren sind eine hervorragende Möglichkeit, Aspekte einer Region unmittelbar am Ort des Geschehens zu vermitteln. Im Projekt wurden eine Route und fünf Standorte für Infopunkte ausgesucht, die sich aufgrund ihrer Örtlichkeit eignen, die gewünschten Inhalte zu thematisieren. Auf diese Weise können viele unterschiedliche Menschen erreicht werden. Das Angebot ist – abgesehen von einem Smartphone – niedrigschwellig. Die Hörbeiträge werden auch von Personen abgerufen, die sich ansonsten nicht zu einer Veranstaltung oder zu der Ausstellung des Projektes hinbewegt oder sich für die Maßnahmen des Masterplan Ems 2050 interessiert hätten.

Mit Kameraeinblicken in das Naturgeschehen konnte die besondere Bedeutung der Ems für die Natur, insbesondere auch für den Erhalt der Artenvielfalt, für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht werden. Dazu wurden drei Kamerasysteme installiert, die ermöglichen, über den Deich zu blicken, ohne die Tierwelt aufzuschrecken und Einblicke in den Bingumer Sand, eine Ems Insel, zu nehmen. Die Videoclips werden in die Naturschutzstation Ems übertragen, wo sie von ehrenamtlichen Naturschützern und Mitarbeitern der Naturschutzstation bearbeitet und der Öffentlichkeit in der Naturschutzstation und im Internet zur Verfügung gestellt werden. Sowohl die Ergebnisse der Videoaufnahmen als auch die Nutzung der steuerbaren Kamera im Außenbereich der Naturschutzstation wird u. a. bei Besucherführungen und bei der Information der Öffentlichkeit auch von hauptamtlichen Mitarbeitern genutzt. Aktuelle Informationen und Videos finden Sie hier.

Wichtig zur Akzeptanzförderung ist die Darstellung der Nützlichkeit und Durchschaubarkeit der Naturschutzmaßnahmen. Durch die Auswahl einzelner Aspekte oder einzelner Maßnahmen werden die geplanten Maßnahmen anfassbarer. Die Ergebnisse des Projektes sowie ausgewählte Videoclips von den Kameraufnahmen werden auf der WWF-Internetseite zum Projekt veröffentlicht.

 

Der Weg zum Erfolg: Partizipation der Bevölkerung

Die in der Region durchgeführten Projektworkshops boten den Rahmen für einen fachlichen Austausch zwischen den Stakeholdern und für die Diskussion über die Zukunft der Emsregion. Die Workshops waren mit jeweils 30 bis 45 Interessensvertreterinnen und Interessensvertretern aus Landwirtschaft, Angelverbänden, Berufsfischerei, Wasserverbänden, Naturschutz sowie aus Landkreisen und Gemeinden gut besucht und boten ein partizipatives und dialogorientiertes Workshop-Format. Anregungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden in der Projektbearbeitung Berücksichtigung, wie etwa bei der Auswahl der ÖSL und deren Messparametern, die in der Studie zu ÖSL der Tideems (ÖSL-Studie) untersucht wurden. Im Rahmen eines World Cafés konnten Erwartungen, Bedenken und Tipps zu den geplanten Renaturierungsmaßnahmen abgegeben werden.

Durch die Workshops mit lokalen Akteuren wurde ein produktiver Kommunikationsprozess erfolgreich begonnen, der so an anderer Stelle zum Masterplan Ems bisher nicht stattgefunden hatte. Die Menschen vor Ort, aber auch Behördenvertreter, haben gerne an diesen Workshops teilgenommen, weil die gewählten Formate Gelegenheit boten, sich informell auszutauschen und sich über die geplanten Maßnahmen zu informieren.

Das Ziel, 100 Bürgerwissenschaftlerinnen und Bürgerwissenschaftler im Rahmen einer Citizen-Science-Aktion für den Gewässerschutz zu aktivieren und zu sensibilisieren, wurde erreicht. Insgesamt haben sich 111 Bürgerwissenschaftlerinnen und Bürgerwissenschaftler für die Aktion "Emsagenten" angemeldet. Diese haben im Zeitraum von Februar 2018 bis März 2019 an 342 verschiedenen Orten insgesamt 542 Gewässerproben entnommen und deren Nitratgehalt bestimmt. Die zentrale Auswertung und Veröffentlichung der Messdaten erfolgten mit kartografischer Darstellung auf einer Internetplattform (die Website www.emsagenten.de ist inzwischen nicht mehr online). Des Weiteren fand eine Kooperation mit Schulen und Bildungseinrichtungen als Multiplikatoren statt, denen ein umfangreicher Messkoffer und Bildungsmaterialien für Schülerinnen und Schüler zur Verfügung gestellt wurde.

Es konnten insgesamt fünf Schul-Workshops in unterschiedlichen Städten und mit verschiedenen Schülergruppen, Expertinnen und Experten durchgeführt werden. Dabei ist es gelungen, ein komplexes Thema (die geografische, gesellschaftliche, ökologische und ökonomische Gemengelage rund um die Ems) sowie die Interessen der unterschiedlichen Anspruchsgruppen für die Schülerinnen und Schüler erlebbar und erfahrbar zu machen. Menschen konnten zusammengebracht werden, die ohne die Workshops wahrscheinlich nicht oder nicht in dieser konstruktiven Art und Weise miteinander in den Dialog getreten wären. Es bestand großes Interesse der Schulen an einer Mitarbeit im Projekt. Das Format der Schulworkshops wird nun von der Geschäftsstelle zum Masterplan Ems aufgenommen und in Eigenregie fortgeführt.

Insgesamt konnten mit den im Projekt erarbeiteten unterschiedlichen Kommunikationsbausteinen Menschen jeder Alters- und Bildungsstufe über die Renaturierung der Tideems informiert werden. Es hat sich bewährt, in den Dialog mit den Akteuren zu treten!

 

Die Bedeutung und Reichweite des Projekts: überregional!

Im Februar 2020 wurde im Rahmen dieses Projektes in Leer die internationale Konferenz "Renaturierung Europäischer Ästuare: Erfahrungen und Erfolge" mit Referenten aus Deutschland, den Niederlanden, Spanien und der EU-Kommission veranstaltet. An dem Austausch über die Renaturierung von Ästuaren (Flussmündungen) und die Akzeptanz in der Bevölkerung nahmen 163 Personen aus der Region sowie aus Politik, Verwaltung, Landwirtschaft, Fischerei, Wirtschaft aus dem In- und Ausland teil. In der Podiumsdiskussion stellten sich Vertreter der ostfriesischen Landwirtschaft, der Fischerei, der Meyer Werft, der Landesregierung, der Umweltverbände und der Kommunen an der Ems u. a. den Fragen aus dem Publikum.

 

Projektthema

Ems 21 – Integrierte Entwicklung der Unterems unter Berücksichtigung von Ökosystemleistungen, Partizipation und Akzeptanzförderung

 

Projektdurchführung

WWF Deutschland Internationales WWF-Zentrum für Meeresschutz, Hamburg
Frau Beatrice Claus
Referentin für Ästuare und Flusspolitik
Telefon: 040 530 200-319
E-Mail: beatrice.claus@wwf.de
Website: www.wwf.de

 

Laufzeit

April 2017 – April 2020, Abschlussbericht zum Download

 

Aktenzeichen

DBU-AZ 33307/01

 

Stand: 09.06.2020