#Spotlightprojekt

Ausgewählte DBU-Förderprojekte im Fokus

Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiff „WEGA“ © BSH
Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiff „WEGA“
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Reinigungsfähige Testbeschichtungen auf der „WEGA“ nach Applikation im November 2015 © LimnoMar
Reinigungsfähige Testbeschichtungen auf der „WEGA“ nach Applikation im November 2015
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Der Zustand der reinigungsfähigen Beschichtungen auf der „WEGA“ im Juli 2019 vor der erneuten Reinigung (zwei Jahre nach der letzten Reinigung): dichter Bewuchs aus fädigen Grünalgen und vereinzelten Seepocken © DG Diving
Der Zustand der reinigungsfähigen Beschichtungen auf der „WEGA“ im Juli 2019 vor der erneuten Reinigung (zwei Jahre nach der letzten Reinigung): dichter Bewuchs aus fädigen Grünalgen und vereinzelten Seepocken
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Die reinigungsfähigen Testbeschichtungen auf der „WEGA“ im Juli 2019 nach der Unterwasserreinigung im unteren Drittel © LimnoMar
Die reinigungsfähigen Testbeschichtungen auf der „WEGA“ im Juli 2019 nach der Unterwasserreinigung im unteren Drittel
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Die Testbeschichtungen auf der „WEGA“ im Juli 2019 nach vollständiger Reinigung im Dock © LimnoMar
Die Testbeschichtungen auf der „WEGA“ im Juli 2019 nach vollständiger Reinigung im Dock
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Im Einsatz: ein Taucher für die Unterwasserreinigung eines Schiffsrumpfes © LimnoMar
Im Einsatz: ein Taucher für die Unterwasserreinigung eines Schiffsrumpfes
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Eisbrecher und Forschungsschiff „POLARSTERN“ © AWI
Eisbrecher und Forschungsschiff „POLARSTERN“
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Gereinigte Beschichtung (links) und Bewuchs mit fädigen Grünalgen (rechts) im Bugbereich der „POLARSTERN“ am 1. Juli 2019 © DG Diving
Gereinigte Beschichtung (links) und Bewuchs mit fädigen Grünalgen (rechts) im Bugbereich der „POLARSTERN“ am 1. Juli 2019
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Die Reinigung der „POLARSTERN“ im Dock: gereinigte Fläche (links) und ungereinigte Fläche (rechts) © LimnoMar
Die Reinigung der „POLARSTERN“ im Dock: gereinigte Fläche (links) und ungereinigte Fläche (rechts)
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628.77 kB - Aktualisiert/Update: 15.11.2021 11:48:34
622.63 kB - Aktualisiert/Update: 15.11.2021 11:49:06

8.) #Spotlightprojekt 2021/11: "CLEAN – Bewuchsfreie Schiffsrümpfe"

Projekt „CLEAN“ sorgt für saubere Gewässer weltweit!

Organismen wie Algen und Seepocken haften sich an Schiffsrümpfe und vermehren sich. Die Konsequenz: Das Schiff gleitet mit höherem Widerstand durch das Wasser – und das kostet mehr Energie. Doch gibt es Rumpfbeschichtungen, die einen Bewuchs verhindern? Wie können Schiffsrümpfe für die Umwelt und den Menschen unbedenklich gereinigt werden, ohne dabei die Beschichtung zu beschädigen?

Im Interview berichtet Dr. Burkard Watermann von LimnoMar (Labor für limnische, marine Forschung und vergleichende Pathologie) über das von der DBU geförderte Projekt „CLEAN und erklärt, warum bewuchsfreie Schiffsrümpfe wichtig sind und welche Auswirkungen und aktuellen Entwicklungen es in diesem Bereich gibt. Kooperationspartner in diesem noch bis März 2022 laufende Projekt sind die Freie Hansestadt Bremen und das Unternehmen bremenports.

 

Warum sind bewuchsfreie Schiffsrümpfe so wichtig?
Dr. Watermann: Bewuchsfreie Rümpfe waren immer schon wichtig für die Geschwindigkeitserhaltung und Manövrierfähigkeit eines Schiffes. In den letzten Jahren sind wesentliche neue Elemente hinzugekommen. Durch einen glatten Rumpf können Treibstoff gespart und somit gasförmige Emissionen vermindert werden. Dieses wird durch die Klimakatstrophe immer wichtiger. Zudem kann durch einen glatten, bewuchsfreien Rumpf die Verschleppung von Organismen verhindert werden, die in ihren neuen Lebensräumen schweren Schaden anrichten und heimische Arten bedrohen können.

Welche Lösungsansätze werden in der Branche verfolgt und wie verbreitet sind diese?
Dr. Watermann: Aktuell sind ungefähr 95 Prozent aller Schiffe und Boote mit biozidhaltigen Beschichtungen ausgerüstet, die sich auflösen sollen, um ihre Wirkung zu entfalten. So kommt es zu einem kontinuierlichen Eintrag von Bioziden und Beschichtungspartikeln, also Mikroplastik. In diesen Partikeln sind eine Reihe weiterer Schadstoffe enthalten, die die Gewässer belasten. Da diese Praxis zunehmend in die Kritik gerät, versuchen zahlreiche Hersteller von Beschichtungsstoffen und Reeder, umweltfreundlichere und effektive Lösungen zu finden.

Wie sehen Sie hier das Spannungsfeld „Nachhaltigkeitsbestrebungen vs. Wirtschaftlichkeit“ – national und international?
Dr. Watermann: Die maritime Wirtschaft und vor allem die globale Schifffahrt sind zu Nachhaltigkeit über die Reduktionsvorgaben ihrer Emissionen verpflichtet. Wie erwähnt, trifft bei einem glatten Rumpf Nachhaltigkeit auf Wirtschaftlichkeit: Treibstoffersparnis reduziert Emissionen und operative Kosten. Doch die aktuelle Praxis der Bewuchsverhinderung ist nicht nachhaltig und schädigt zur Erzielung eines glatten Rumpfes die Gewässer. Dieses gilt national wie international, zudem ist die Schifffahrt sowohl in den Binnengewässern als auch auf den Meeren grenzüberschreitend. Durch Ausflaggung werden nicht nur Kosten gespart, sondern auch umweltrelevante Auflagen umgangen. Klare nationale und europäische Vorgaben haben aber immer internationale Auswirkungen, wie beispielsweise damals das Verbot von Tributylzinn (TBT) für Schiffe zeigte, die EU-Häfen anlaufen wollten. Daher entstehen über nationale Regelungen, zum Beispiel in Vorgaben für Auflagen zur Rumpfreinigung in deutschen Häfen, internationale Effekte. Dies bedeutet, dass nicht gewartet werden muss, bis ein umweltfreundliches Bewuchs-Management global vereinbart ist, sondern durch nationale Regelungen weitreichende Effekte zur Erholung des Klimas und der Gewässer erzielt werden können.

Wie bewerten Sie die Relevanz von Sportbooten im Zusammenhang mit Antifouling-Beschichtungen?
Dr. Watermann: In Deutschland gibt es inzwischen ungefähr 300 000 Sportboote. Auch Sportboote werden zu 95 Prozent mit biozidhaltigen Antifouling-Produkten behandelt, die sich fast alle in der Saison mit allen Beschichtungsbestandteilen im Wasser auflösen. Der Eintrag von Kupfer aus Sportbooten wird in Deutschland auf 270 Tonnen pro Jahr geschätzt. Zudem werden die Rümpfe häufiger als notwendig mit neuen Schichten von Antifouling-Produkten behandelt. Allein hieraus wird ersichtlich, dass umweltbewusstes Verhalten im Sportbootsektor eine wichtige Rolle beim Klimaschutz einnimmt und dringend gefördert werden muss. Dies bezieht sich nicht nur auf den Bewuchsschutz, sondern auf alle Aspekte der Seemannschaft wie zum Beispiel die Wahl und der Umgang mit Treibstoffen, die Rückhaltung von Abwässern und die Beachtung von Befahrensregeln in Schutzzonen. Umweltbewusstes Verhalten sollte alle Aspekte der Aktivität auf dem Wasser sowie an Land einschließen, wie es beispielsweise vom Blauen Anker im Bereich des Bodensees schon praktiziert wird.

Was macht Ihren Ansatz – die proaktive Reinigung – so besonders?
Dr. Watermann: Biozidhaltige, sich auflösende Antifouling-Beschichtungen müssen angeströmt werden, um zu wirken. Aktuell gibt es aber vor vielen Häfen einen regelrechten Stau von Schiffen, da durch die Pandemie ein großer Nachholbedarf an Gütern besteht, die über die Meere transportiert werden. In den Jahren zuvor traten häufig längere Liegezeiten durch das Fehlen von Ladung und ein Überangebot an Frachtschiffen auf. Daher entwickelte sich eine regelrechte Industrie zur Unterwasser-Reinigung (UWR) von Schiffen. Dies geschah und geschieht immer noch ohne Auffangen des Bewuchses und der Beschichtungspartikel mit all ihren Schadstoffen. Internationale Reedereivereinigungen und die internationale Schifffahrtsorganisation IMO versuchen daher, bessere Standards und Techniken zu empfehlen.

Wir haben aus dieser globalen Praxis in der Schifffahrt den Schluss gezogen, die Reinigungspraxis aufzugreifen, die bestmögliche Technik einzusetzen, aber eine vorsorgende Bewuchsschutz-Strategie der proaktiven Reinigung auf biozidfreien Hartbeschichtungen zu entwickeln. Durch eine proaktive Reinigung, regelmäßig schon im frühen Zustand der Bewuchsbildung, wird ein glatter Rumpf auf harten Beschichtungen, eine Treibstoffersparnis und Emissionsminderung erreicht, keine Organsimen verschleppt und keine Schadstoffe freigesetzt. Wir konnten zeigen, dass Fährredereien in der Ostsee diese Art des Bewuchs-Managements schon praktizieren, und hoffen, diese Praxis durch eine entsprechende Genehmigung in deutschen Seehäfen weiter zu verbreiten.

Welche Reaktionen aus der Branche bekommen Sie bezüglich Ihrer Arbeit?
Dr. Watermann
: Wir bekommen sehr unterschiedliche Reaktionen aus der Schifffahrt. Einige möchten weiter die Praxis beibehalten, mit biozidhaltigen Beschichtungen zu reinigen und hoffen dabei, alle Schadstoffe auffangen zu können. Sich auflösende Antifouling-Beschichtungen sind eigentlich nicht für eine Reinigung geeignet, da sie zu weich sind. Durch ihre Beschädigung infolge der Reinigung entsteht immer wieder Streit zwischen Reedern und Farbherstellern. Einige Farbhersteller bieten selbst schon Reinigungsroboter an und favorisieren eine proaktive Reinigung, entwickeln zugleich reinigungsfähige Hartbeschichtungen, sind aber noch sehr unsicher in der globalen Umsetzung, besonders für Schiffe in bewuchsstarken Fahrtgebieten und mit langen Liegezeiten.

Welche Aktivitäten gibt es momentan und welche weiteren Schritte sind geplant?
Dr. Watermann: Die Bremer Umweltbehörde und bremenports haben im Rahmen des Forschungsprojektes CLEAN einen Leitfaden zur Beantragung und Genehmigung von Unterwasser-Reinigungen von Schiffsrümpfen auf biozidfreien Hartbeschichtungen entwickelt. Dabei ist ein zweistufiges Verfahren vorgesehen: Zunächst wird für das Reinigungssystem an sich eine Erlaubnis erteilt, anschließend ist die jeweilige Schiffsreinigung anzuzeigen. Die Aktivitäten der Bremer Umweltbehörde sollen ein Signal für weitere Initiativen in den deutschen Seehäfen und auch in Sportboothäfen setzen, eine neue Bewuchsschutz-Strategie in Form von proaktiver Reinigung einzuschlagen. Der Leitfaden zur UWR wird Anfang Dezember mit allen Seehäfen diskutiert werden und möglicherweise ähnliche Regelungen in anderen Häfen initiieren.

Neben dem Leitfaden für die UWR ist ebenfalls das Thema „Schiffsabwässer“ aufgenommen worden. Es wurden Regelungen zum Umgang mit Ballastwasser, Scrubberabwasser und häuslichen Abwässern in bremischen Häfen ausgearbeitet. Die Allgemeinverfügung und das Merkblatt zu Schiffsabwässern werden im November 2021 veröffentlicht.

 

Weiterführende Informationen

  • Auf unserem YouTube-Kanal finden Sie ein sehr informatives Video vom Projektpartner LimnoMar.
    Die englische Version des Videos finden Sie hier.

  • Den im Projekt entwickelten Leitfaden zur Unterwasserreinigung finden Sie hier.
    Die englische Version des Leitfadens zur Unterwasserreinigung finden Sie hier.

  • Das Projekt reiht sich an zwei Vorgängerprojekte an, welche in diesem Bericht mit einem weiteren Video vorgestellt werden.

 

Projekttitel

Mediale Aktivitäten zum Projekt „CLEAN“, Bewuchsfreiheit durch proaktive Reinigung auf abriebfesten, biozidfreien Beschichtungen für die Berufsschifffahrt

Vorgängerprojekte:

Reinigungsverfahren für den Unterwasserbereich von Sportbooten (2012-2014)

Erprobung von Reinigungsverfahren für biozidfreie Unterwasserbeschichtungen an Sportbooten in den Modellregionen Unterweser, Dümmer und Ratzeburger See (2015)

 

Projektdurchführung

Labor für limnische, marine Forschung und vergleichende Pathologie (LimnoMar)
Dr. Burkard Watermann
Duvenwischen 4
22359 Hamburg

E-Mail: mail@limnomar.de
Website: www.limnomar.de

 

Kooperationspartner

Freie Hansestadt Bremen
Die Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau Bremen
Referat 33 – Qualitative Wasserwirtschaft
Donna Lee Garrick
Bussestraße 27-29
27570 Bremerhaven

E-Mail: donna-lee.garrick@umwelt.bremen.de
Website: www.bauumwelt.bremen.de/umwelt/wasser/meeresumweltschutz-23546

 

bremenports GmbH & Co. KG
Katja von Bargen
Am Strom 2
27568 Bremerhaven

E-Mail: office@bremenports.de
Website: www.bremenports.de

 

Laufzeit

Juli 2020 – März 2022

 

Aktenzeichen

DBU-AZ 35843/01

 

Stand: 11.11.2021